5. Philosophie der Technik 545
lie in der sondern sie ist ein Kulturgebiet sui generis, das gleichberech-
m Raum tigt neben der Kunst, der Wissenschaft und dem ethisch
lie Über- religiösen Reich als das vierte Reich der Werte steht.
3 Völker- Richtiger gesagt, nicht das vierte, sondern das erste, denn die Tech-
sorgfältig nik ist, wie wir schon oben sahen, mit dem ersten Werkzeug des Ur-
nun aber menschen in die Welt getreten und damit sein erster Führer auf dem
eschicht- Wege aufwärts geworden. Sie ist eben darum aber auch am wurzel-
7on. „Ge- haftesten mit seinem natürlichen Untergrunde verwachsen, und es ist
mal eine daher kein Wunder, daß der kategorische Imperativ der Technik später
_ zweiten als die drei anderen des Wahren, Schönen und Guten in abstracto dem
auch nur Menschen zum Bewußtsein kam, ja daß dies im Grunde erst seit etwa
;„ b) weil 150 Jahren der Fall ist und sich noch heute nicht völlig durchgesetzt
Ibst) alle hat. Das oberste technische Ideal ist, wir wir ebenfalls schon
veil zum S. 488 erwähnten, das Z weckmäßige, und zwar nun nicht das Zweck-
lank der mäßige nur im Rahmen bestimmter anderer Ziele, sondern das Zweck-
; Kultur- mäßige um seiner selbst willen, so wie in der Wissenschaft die
mn. Und Wahrheit um ihrer selbst willen (nicht etwa zwecks „praktischer An-
zwischen wendungen“‘‘) und in der Kunst das Schöne um seiner selbst willen ge-
<ulturen sucht wird. Dem richtigen Techniker ist eine unzweckmäßige Maschine,
jestehen, ein unzweckmäßiger und unsachgemäßer Bau usw. ein ebensolcher
elhaftem Greuel, wie dem Kunstverständigen und Künstler der Kitsch oder dem
er Hoch- ernsten Forscher ein anmaßliches und inhaltsleeres Gerede über ernste
Pipers, Fragen, oder dem sittlich empfindenden Menschen das Gemeine und
wirklich Schlechte. Für kleinere Verstöße gegen seinen kategorischen Imperativ
chen. des besitzt der heutige Techniker das schöne Wort „tinnef“, größere tech-
von den nische Pfuschereien haben noch keinen eigenen Namen, da die Begriffe
. (wie die noch zu neu sind. Der kategorische Imperativ der Technik lautet: Du
nd. diese sollst jedes von dir zu irgendeinem Zwecke hergestellte Ding so herstel-
. überall len, daß es diesem Zwecke auf die innerhalb der gezogenen Grenzen best-
mögliche Weise entspricht, d.h. daß du durch deine Konstruktionen
ngen der usw. mit den geringsten möglichen Mitteln das Bestmögliche erreichst,
wirkung Es ist notwendig, die hierbei verwendeten Begriffe des „Zwecks“, des
u unter- „geringsten Mittels‘ und des „Bestmöglichen‘‘ etwas näher zu erläutern,
ei Teile, da sie zahllosen und gefährlichen Mißverständnissen ausgesetzt sind.
mit der Das schlimmste dieser Mißverständnisse ist die Ansicht, daß die ge-
pitel der nannten Bezeichnungen sich auf die „ökonomische“ oder sagen wir es
noch gröber und deutlicher: die pekuniäre Seite der Sache bezögen.
Wenn der moderne Brückenbau darauf ausgeht, einer Brücke mit mög-
was da- lichst wenigen Mitteln das vorgeschriebene Maß der Stabilität zu sichern,
so bedeutet das nicht, daß sie möglichst wenig kosten soll, sondern zu-
en Satz: nächst nur dies, daß nicht unnötig Eisen dabei verbraucht, nicht un-
zlaubt, nötige Nieten angebracht, nicht unnötige Arbeitsprozesse während des
1emie), Baus in Gang gebracht werden usW., weil dies dem technischen Ideal als
Bavink, Ergebnisse. 5. Aufl, a
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