546 IV. Natur und Mensch
solchem widerstreitet. Der Anschein, daß nur der ökonomische Vorteil
eigentlich dahinter stehe, entsteht dadurch, daß unter den Zwecken, die
der Technik meistens von außen her gesetzt werden, fast immer auch der L
der möglichsten Wirtschaftlichkeit vertreten ist. Daß dies aber sekun- |
där und nicht dem technischen Ideal inhaltlich angehörig ist, ersieht
man daraus, daß es auch Fälle gibt oder doch geben könnte, wo der
pekuniäre Nutzen überhaupt ganz außer Betracht bleibt, das technische
Ideal aber trotzdem in voller Schärfe besteht. Ich habe anderswo*®) in
diesem Zusammenhang auf das Beispiel eines Orgelbaues hingewiesen,
den ein reicher Mäzen bezahlt, dem es auf das Geld dabei gar nicht
ankommt. Er wird trotzdem von dem konstruierenden Orgelbauer (d. i.
dem in diesem Falle zuständigen Techniker) verlangen, daß er ein für
den gegebenen Raum und die beabsichtigten musikalischen Zwecke „mög-
lichst geeignetes‘ Instrument erbauen soll, und der Erbauer würde z. B.
dann gegen diese technische Ideal verstoßen, wenn er ein (für den Raum)
zu großes Werk erbaute, wenn er Stimmen anbrächte, die hier doch nie-
mals gebraucht würden u. a. m., kurz, wenn er nutzlos Mittel verpul-
verte, dies Wort Mittel nicht im Sinne pekuniärer Mittel, sondern musi-
kalischer Mittel (Orgelpfeifen, Registerzüge usw. usw. genommen),
nicht weil das unnötiges Geld kostet, sondern weil es in sich selbst un- |
sinnig ist, mit Kanonen nach Spatzen zu schießen. (Auf das Geld kommt sr
es Ja im vorliegenden Falle gar nicht an.) An diesem Beispiel, das freilich
in der technischen Praxis wenig Gegenstücke haben dürfte, ist es klar
zu erkennen, worauf es ankommt und worauf es nicht ankommt. Wenn
der Technik wie gewöhnlich die Aufgabe gestellt wird, die fragliche
Maschine so zu konstruieren, daß der Besitzer derselben mit ihrer Hilfe
möglichst viel Geld verdienen kann, so ist nicht sie, sondern diese ihr von
außen gegebene Zwecksetzung daran schuld, daß die Arbeit des Tech- '
nikers dann im Dienste des Mammons steht. Der Inhalt der Zweck-
bestimmung wird der Technik zumeist von außen gesetzt, sein
Imperativ verlangt nur, daß er diesem ihm gesetzten Zweck auf die
möglichst angemessene Weise nachkommen soll. Wenn unsere Technik u
noch immer an dem Problem arbeitet, die Umsetzung der Wärme in
Arbeit auf einem besseren Wege zu erreichen, als das unsere bisherigen
Dampfmaschinen und sonstigen Wärmemaschinen (Dampfturbinen,
Explosionsmotoren) tun, so tut sie das nicht direkt deshalb, weil damit ve
die Energieerzeugung billiger würde, sondern zunächst deshalb, weil es ©
ihr ein Ziel an sich bedeutet, den sog. Wirkungsgrad der Wärmemaschine De
möglichst hoch zu treiben. Wenn denn einmal Wärme in Arbeit umge- m
wandelt werden soll, dann soll dies auch so gemacht werden, daß ein ME
möglichst großer Bruchteil umgewandelt wird (der nach oben natur- ni
gemäß durch das Entropieprinzip begrenzt ist). Das Ideal des Kon- 16
strukteurs solcher Maschinen ist also der Wirkungsgrad des sog. Carnot-