566 IV. Natur und Mensch
heitsbildes, und erklärt sich dadurch der bisher nicht zu lösende Wider-
spruch zwischen den Ergebnissen verschiedener Untersucher“®). Ähn-
lich steht es mit der Ausbreitung der Disposition zu Tuberkulose und
vielem anderem. Je mehr den Individuen phänotypisch die Lage in
bezug auf diese Schäden erleichtert wird, um so sicherer ist, daß die
genotypische Ausbreitung gefördert, also negative Auslese in bezug auf
diese Schäden eben damit getrieben wird. In diesem Betracht kann
also unzweifelhaft von einer sehr wesentlichen Gefährdung der Kultur-
menschheit durch die Kulturtätigkeit selbst gesprochen werden (s. a.
oben), einer Gefährdung, der nur durch eine intensive rassenhygienische
Anstrengung ein wirkliches Paroli geboten werden kann. Leider ver-
wischt die übliche Klage über die schädlichen Folgen der ‚‚Verweich-
lichung‘“‘ auch hier fast immer rettungslos alle klaren Einsichten. Die sie
erhebenden sport- und abhärtungsbegeisterten Vereine, wie auch die Leh-
rer, Erzieher, Pfarrer usw. stecken fast immer im naiven Lamarckismus
fest und glauben daher, daß wie die Verweichlichung des lebenden Ge-
schlechts schwächliche Nachkommen, so seine sportliche usw. „KEr-
tüchtigung‘‘ ohne weiteres ein kräftigeres neues Geschlecht herbei-
führen werde, während sie darüber den viel wichtigeren Faktor der Aus-
lese (s. oben) total vergessen. Noch viel schlimmer aber ist eine andere
höchst unerwünschte Folge der heutigen Sportbegeisterung auch der
weiblichen Jugend, daß nämlich gerade die körperlich wie charakterlich
Tüchtigsten und Wertvollsten unter den Mädchen nicht mehr oder nicht
früh genug zum Heiraten kommen und sich damit mitsamt ihren gesun-
den und tüchtigen Erbanlagen von der Fortpflanzung des Volkskörpers
ganz oder teilweise (weil sie zu wenig Kinder kriegen, um ihren ge-
liebten Sport nicht drangeben zu müssen) ausschalten. Man mache
sich doch endlich einmal grundsätzlich klar, daß die so viel
gerühmte „sportliche Ertüchtigung der Frauen‘ dem Volks-
körper nur dann wirklich etwas nützt, wenn diese Frauen
dadurch wirklich fähiger und auch williger werden, eine
größere Zahl gesunder und ebenso erbtüchtiger Kinder in
die Welt zu setzen. Davon, daß eine Mutter Berge kraxelt oder Ski
läuft, werden ihre Kinder um kein Haar in ihrem Genotyp anders.
Es ist viel wichtiger, daß eine Frau mit Erbanlagen, die sie
zu diesen körperlichen Leistungen befähigen würden, diese
Fähigkeiten auf eine möglichst große Zahl von Kindern über-
trägt, als daß dieselbe Frau diese Fähigkeiten wirklich phäno-
typisch ausbildet. Davon, daß dieser (rassenhygienische) Gesichts-
punkt bei unserer modernen Mädchenerziehung zur Geltung käme,
kann leider keine Rede sein. Man plätschert vielmehr auch in diesem
Betracht fröhlich im seichten Wasser des Kulturlamarckismus weiter.
„Noch viel schwieriger ist ein zutreffendes Urteil auf dem Gebiete der
EP