8. Natur und Werturteil 575
Schafter wunderung und sogar der ethischen Bewertung der Wunder der Pflanzen-
behaup- und Tierwelt, von den Radiolarien Haeckels bis zu den verwickelten
eg Eisen Formen tierischen Liebeslebens und tierischer Brutpflege (vgl. W. Böl-
Wertirei, sche). Sind dies nun alles bloße Privatliebhabereien der Betreffenden
ind geht als Menschen, die mit ihrer Forschung grundsätzlich rein nichts zu tun
he eben- haben, oder besteht nicht doch ein tieferer und notwendiger Zusammen-
gekehrt hang zwischen beiden, und zwar nicht nur so, daß man eben, um Natur-
messen forscher werden zu können, einen gewissen Sinn auch für solche Wert-
enschaf- urteile haben muß, sondern auch objektiv, d. h. so, daß es an den Dingen
nteresse selbst liegt, nicht an uns, wenn beide gewöhnlich oder doch sehr häufig
Henn wie zusammen. auftreten ?
6 SeINER Gegen die Annahme einer objektiven Grundlage jener Werturteile in
sckehrt der Natur selbst wird vor allem dies ins Feld geführt, daß ja doch über
weil. sie die Natur stets mit gleichem Rechte ebenso viele positive wie negative
Hinein- Werturteile abgegeben werden könnten. In der Tat gibt es auf den ersten
ichr. wie Blick ebensoviel Sinnwidriges wie Sinnvolles, ebensoviel Schönes wie
; Häßliches, ebensoviel Gutes wie Böses in der N. atur, Ja oft kann es einem
e dieser scheinen, als ob das Negative sogar das Positive weit überwiege. Gerade
eit. daß in dieser Tatsache liegt die stärkste Stütze des Relativismus, der sich,
UL fost- wie es scheint, aus dem ganzen Bestande der Natur auf den Satz be-
en Fest- rufen kann, den das plattdeutsche Sprichwort in die Worte kleidet:
ensOaut „Den einen sin Uhl is den annern sin Nachtigall‘. Wir wollen uns nun
Wir diese der Frage zuwenden, wie es damit in Wahrheit steht.
z.B. in Wir gehen zu diesem Ende am besten von dem ästhetischen Wert-
Nahrung gebiet aus. Daß die Kunst in nächster Verwandtschaft zur Technik
natur steht, wurde schon oben hervorgehoben, speziell bei der Baukunst ist
x”sellen das Ineinander beider offensichtlich. Und daß das einfache und schlichte
Rinzel- Zweckmäßige zumeist auch ästhetisch am meisten befriedigt, ist ebenso
danken evident, wenn es auch immer wieder Zeiten gegeben hat, wo man diese
n Frage Wahrheit vergaß und infolgedessen zu den unmöglichsten Überladungen
hmittel- des Stils kam. Nun ist es außer jedem Zweifel, daß die Natur selbst
Aaß mit technische Werte in ungeheurem Ausmaße produziert. Die technischen
nge die Wunder eines einfachen Grashalms, eines Palmenstamms, des tierischen
a Wert- Blutkreislaufes, des Auges usw. usw. übertreffen weit alles, was bisher
KK jenes die menschliche Technik hat schaffen können (s. a. oben). Andererseits
uch‘ der ist es ebenso unzweifelhaft, daß ebenfalls bereits in der untermensch-
nn Wert- lichen Natur sich ein gewisser „Luxustrieb‘“ vielfach geltend macht. Die
5ß dann zahllosen Schmuckfarben, der Gesang der Vögel, die zahlreichen Exzes-
er sich sivbildungen (s. oben), die Spiele der jungen Tiere und noch vieles andere
onomen macht durchaus den Eindruck, als ob hier überall eine Macht wirksam sei,
des ge: die ganz ähnlich dem spielenden Kinde oder dem bildenden Künstler
a rWeCkt. rein am Schaffen als solchem einen Gefallen findet und es sozusagen mit
hen Be: allen möglichen Varianten probiert. Natürlich ist es falsch, derartiges