Full text: Ergebnisse und Probleme der Naturwissenschaften

42 I. Kraft und Stoff 
entwickelten Grundbegriffe finden. weiterhin in der ganzen Physik Ver- 
wendung. Als Vorstufe der eigentlichen Mechanik pflegt in den Lehr- Stecken 
büchern der Physik die sog. Kinematik oder Phoronomie auf- PEST 
E .; . Kan aan _ sowohl 
geführt zu werden, eine „reine Bewegungslehre‘“, die ihre Gegenstände N. Erörter 
im rein mathematischen Sinne willkürlich konstruiert, ohne danach Können 
zu fragen, ob die ins Auge gefaßten Bewegungsformen in der Natur nn 
wirklich vorkommen und auf welche Weise sie zustande kommen. Die Syn 
eigentliche Mechanik beginnt dann erst mit der letzteren Frage, also Koll 1 
der Frage nach den Ursachen der wirklichen Bewegungen.  uakise} 
Es ist bekannt, daß die Grundlagen beider Zweige der Wissenschaft  Hese at 
von Galilei gelegt worden sind. In der Kinematik besteht seine Haupt-  etlus 
leistung in der Schaffung der Begriffe Momentangeschwindigkeit diesem 
und Momentanbeschleunigung. Beide setzen ein begriffliches  Kanntli 
Arbeiten mit sog. unendlich kleinen Größen, d. 1. die Ausführung eines Method 
sog. Grenzprozesses, voraus. So wurde Galilei, freilich ohne dies N Ber 100! 
selbst noch zu ahnen, zu einem der Mitbegründer eines neuen Zweiges mischeı 
mathematischen Denkens, der Infinitesimalrechnung, die bald atıtikeon 
nach ihm von Newton und Leibniz in ihrer vollen Bedeutung erkannt hatinc 
und von letzterem in die noch heute gebräuchliche Form gegossen ie sche 
wurde. Zu der eigentlichen Mechanik hat Galilei den Grund gelegt Ansatz 
durch die Aufstellung des Trägheits- oder Beharrungsgesetzes, tungsw. 
allerdings zunächst in einer speziellen Form, doch wurde dem Satze anderes 
schon sehr bald darauf von einem seiner Zeitgenossen, Baliani, die wunder 
allgemeine Form gegeben, in der er noch heute die Grundlage der bedeute 
Mechanik bildet. Er sagt bekanntlich aus, daß ein keinerlei KEinwir-  Scine 
kungen von außen unterliegender Körper eine einmal vorhandene scheint 
Bewegung unverändert beibehält, d. h. sich in gerader Linie mit gleich- als die 
förmiger Geschwindigkeit bewegt. Tut er dies nicht, so muß also Antike 
irgend etwas auf ihn wirken, und dieses Etwas, also alles, was eine ‘Arbeite 
Abweichung von der Bewegung gemäß dem Beharrungsgesetz zu ver- mußte, 
anlassen imstande ist, heißt in der Physik Kraft. Der Kraftbegriff gehen } 
ist sonach sozusagen die Kehrseite des Beharrungsgesetzes. obwohl 
Es stellt sich dann sogleich heraus, daß noch ein weiterer Grundbegriff Einfach 
aufs engste mit ihm zusammenhängt, der Begriff der Masse. Die Wich 
Erfahrung lehrt nämlich, daß bei gleicher äußerer Einwirkung (z. B. für un! 
der gleichen Pulverladung) verschiedene Körper verschieden stark be- theoret 
schleunigt werden. Man schreibt ihnen demgemäß einen verschiedenen klargen 
„Trägheitswiderstand‘“ zu und nennt das physikalische Maß desselben Leser, 
gewöhnlich die „Masse“ (genauer: träge Masse) des betreffenden Körpers. nügend 
Wir kommen darauf unten ausführlicher zurück. . 
In den hier in ganz kurzer Skizze entwickelten Grundbegriffen der DA 
Mechanik — Genaueres möge der Leser in irgendeinem Physiklehrbuche abhäng 
nachlesen 3°), sie sind aber in diesem Punkte nicht alle einwandfrei — ergibt, 
. 
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