44 I. Kraft und Stoff
fehlt in dieser einstweilen der Punkt, für den x = a ist. Für diesen Problen
Wert nämlich ist die Funktion vorläufig nicht gegeben, da eine Division nichts z
ihren Sinn verliert, wenn der Divisor Null wird. In älteren Lehrbüchern kenntni
" / | x — a? theoreti
der Mathematik stand nun weiter etwa folgendes: Der Quotient laßt. 5
nimmt für x = a den unbestimmten Wert 0/0 an. Dieser kann an sich Bedürfr
alles mögliche sein, da umgekehrt jeder beliebige Wert mit 0 multi- SIEHE
pliziert 0 gibt (Probe auf die Division). Um den ‚wahren Wert“ des Eonen
Quotienten im vorliegenden Falle zu ermitteln, müssen wir zuerst die angesch
Division allgemein ausführen und dann erst den „Grenzübergang“ ARdeTS |
x = a machen. Tun wir dies, so kommt aus y = x + a für x = a das Rechte
Ergebnis y = 2a, und dieser Punkt fügt sich tatsächlich lückenlos in nn OS
die Funktionslinie ein. — Mit solchen und ähnlichen Überlegungen Erkenn
haben sich anfänglich auch die ersten Bearbeiter der Infinitesimal- a -
rechnung und ihrer Anwendungen auf Geometrie und Physik begnügt. wa
Im Laufe des vergangenen Jahrhunderts aber, besonders seit Weier- |
straß’ Wirken, kam es zu scharfer Kritik derselben, und heute wird nn S
ganz allgemein ein grundsätzlich anderes Verfahren gefordert. Das Cha- Fra SS d
rakteristische des alten ist, daß man das Problem aufwirft und zu be- aha
antworten versucht, welches „der wahre Wert‘ des fraglichen Quo- d dag
tienten (und ähnlicher Ausdrücke) im vorliegenden Falle sei. Die neuere der mat
Mathematik stellt sich dagegen auf den Standpunkt, daß hier gar kein die Fra,
Problem vorliegt, vielmehr einfach eine neue Definition zu treffen der Ste
ist. Da nämlich bei der Erklärung der Division der Fall, daß der Di- Diese P
visor 0 ist, ausdrücklich ausgeschlossen wurde und werden mußte, so Tnfinite|
muß auch für die Funktion y = ZN ein Sinn für den Fall x = a mals al
u — CO , Es ist .
erst festgesetzt werden; es kann also gar keine Rede davon sein, daß getrenn:
hier etwas zu ermitteln wäre, was an sich bereits feststände. Wir Anschei
definieren vielmehr einfach, daß für x = a die Abhängige y den Wert Wärmel
2a annehmen soll, um auf diese Weise den Funktionsverlauf zu einem Dimens)
vollkommen stetigen zu machen. Jede andere Definition wäre nicht Daß hie
„„denkökonomisch‘‘, da sie irgendeinen isolierten Punkt außerhalb der erste Ay
Linie liefern und diese selbst mit einer Unstetigkeit behaftet bleiben daß die
ließe. Auf völlig dieselbe Weise wird heute allgemein schon in der ist. Ma
Elementarmathematik, z. B. bei der Einführung der Regel „minus mal Crunde
minus gleich plus“ oder der Potenzen mit negativem Kxponenten festhaltı
(a-® — 1/a*) verfahren. Überall wird ein Problem durch eine selber u
Definition ersetzt. Vorgang
Es ist nun leicht einzusehen, daß dieses Verfahren zwar für die Annahn
Mathematik als solche außerordentlich bequem und vorteilhaft ist, sophen
denn es schafft ihr mit einem Schlage alle derartigen unbequemen tinuität
Fragen vom Halse, daß es aber, wenn man sich dabei beruhigt und das