Full text: Ergebnisse und Probleme der Naturwissenschaften

50 I. Kraft und Stoff 
Man nennt diesen letzteren Satz heute das Relativitätsprinzip Mach 1 
der klassischen Mechanik. Schon Newton hat es in aller Schärfe geben hat 
an Hand von Gedankenexperimenten so formuliert, und unzählige geSelZES 
Philosophen und Physiker haben sich nach ihm damit abgeplagt®”7). findet). 9 
Man beachte wohl, daß schon in diesem Prinzip, wenn es gültig bleibt, & oriort 1 
eine Widerlegung des Gedankens liegt, daß aus der rein kinematischen können. 
Relativität der Bewegung auch die physikalische Relativität unmittel- allerdinas 
bar gefolgert werden könne (wie z. B. Mach u. a. tatsächlich gefolgert SER 
haben). Kinematisch ist Beschleunigung ebensogut nur mit Bezug auf On dern 
ein Koordinatensystem angebbar, wie Geschwindigkeit (gleichförmige fall abstx 
Bewegung). Wenn daraus schon die auch physikalische Unmöglichkeit der Erfah 
folgte, letztere absolut festzustellen, so müßte das also für die Be- Erfahrung 
schleunigung ebensogut gelten, was indes nach dem eben erwähnten ist. schon 
Ergebnis der Newtonschen Mechanik keineswegs der Fall ist. Dieser weniger I 
Schluß ist so zwingend, daß Mach, um ihm zu entgehen, keinen an- Tür Aris 
deren Weg gewußt hat, als den, zu behaupten, in Wahrheit sei auch würde er] 
die Beschleunigung physikalisch nur relativ festgestellt. Tatsächlich hedürfte, 
beziehe sie sich nämlich auf das Koordinatensystem des Fixstern- wegung n 
himmels. Ob die von Newton u. a. angegebenen Gedanken- und wirk- tägliche 1 
lichen Experimente (Foucaults Pendel usw.) das gleiche Ergebnis Tallt aber 
zeigen würden, wenn keine Fixsterne da wären, könne kein Mensch dahin, so 
sagen. „Der Mathematiker hat hier — nach Mach — von der Methode schwindig. 
des Gedankenexperiments einen allzu freien Gebrauch gemacht.“ Mit lich mach 
dieser Bezugnahme auf den Fixsternhimmel hat Mach, wie wir heute schwinden 
sehen, einen wesentlichen Gedanken der Relativitätstheorie vorweg- als absolu 
genommen. Zu seiner Zeit konnte sich dieser freilich nicht durchsetzen, so doch n 
da nicht einzusehen war, was die Fixsterne mit Versuchen zu tun umgekehr: 
haben sollten, die in jedem irdischen Laboratorium in gleicher Weise klassische: 
anzustellen sind, und zu deren Einordnung in das System ‚der theore- sich dieses 
tischen Mechanik man ihrer in keiner Weise zu bedürfen schien. Indes geometrisc 
blieb das Unbefriedigende jenes Dilemmas dann natürlich bestehen, uns zu ein 
und demgemäß ging die Diskussion weiter, ohne zu einem rechten Er- sikalischer 
gebnis kommen zu können. Die Philosophen haben sich zumeist durch Nach d 
einen Hinweis auf das Kausalprinzip geholfen. Sie argumentierten alles, was 
etwa so: Wo nichts geschieht, da bedarf es keiner Ursache. Solange ist. Jede 
sich also an einer Bewegung nichts ändert, haben wir auch keinen eine „Bes 
Grund, nach einer Ursache für sie zu suchen. Demnach ist das Be- diesem we: 
harrungsgesetz nur eine besondere Form des Kausalgesetzes. Dann Zusatz ein 
aber ist es auch klar, daß nur Beschleunigung als solche feststellbar Verzögeru: 
ist, denn nur bei dieser geschieht eben wirklich etwas. Wo nichts Kraftbegri 
Wirkliches geschieht, da ist auch nichts festzustellen. — Diese Argu- Beschleuv 
mentation klingt sehr plausibel. Indessen ist, wie eine vor einigen Jahr- Unter ] 
zehnten stattgehabte ausführliche Diskussion der ganzen Frage zwischen schon kur
	        
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