56 I. Kraft und Stoff
herausgestellt, daß tatsächlich der Impulsbegriff als der primäre, der Kraft- y
begriff als der daraus abgeleitete anzusehen ist und daß der Impulssatz auch wie Mac
in der neuen Fassung der Mechanik, welche die Relativitätstheorie verlangt, unten &
erhalten bleibt, während die erste Fassung hier unbrauchbar wird. Nur muß im auf das
Impulssatze dann die Änderung der Bewegungsgröße 4(m - v) geschrieben werden, ;
weil hier die Masse nicht mehr als konstant angesehen werden darf. Die wirkliche verdrießt
Grundgleichung der Mechanik heißt also K . At = 4(m-.v). Wir kommen darauf gültige $
unten an mehreren Stellen zurück. Üüberschl)
Nunmehr wenden wir uns zum Massenbegriff und seinen Pro- NA
blemen. Bei diesem haben sich die oben angedeuteten Unvollkommen- der. Erlah
heiten der Newtonschen Darstellung besonders verhängnisvoll aus- und IT un
gewirkt, so daß eine große Reihe von Unklarheiten, Zirkeln und Fehl- NENNE.
schlüssen bis heute in diesem Punkte sogar einige Hochschullehrbücher, Verhältnis
erst recht aber elementare Lehrbücher verunzieren. Newtons Defini- und indem
tion der Masse ist nicht die oben ausgeführte des ‚„‚Trägheitswider- Ne
standes‘‘, die dank der scharfen Kritik Ernst Machs heute ziemlich lediglich «
allgemein die Newtonsche verdrängt hat“%). Newton nannte diese ER
Größe vielmehr quantitas materiae (Stoffmenge) und definierte sie verfahren
als „mensura eiusdem, orta ex illius densitate et magnitudine coniunc- bezeichnet
tim‘. Da nun jedoch die Dichte (densitas) auf gar keine andere Weise N erh
definiert werden kann, als daß sie der Quotient aus Masse und Volum beigelegt
(Masse pro Volumeinheit) ist, so entstünde hier der schönste Zirkel, N
wenn nicht anzunehmen wäre, daß Newton bei ‚Dichte‘ doch an eben desh
irgend etwas anderes gedacht hat. Was das gewesen ist, läßt sich nur führung d'
vermuten. Wir müssen bedenken, daß zu seiner Zeit die Grundbegriffe We ini
der heutigen Chemie (s. oben) von seinem Landsmann Boyle erst ge- gleichwert
schaffen wurden, daß aber Newton selber aller Wahrscheinlichkeit das auch
nach noch auf dem alten Aristotelischen Standpunkte der Annahme AUSM
einer einzigen ‚Materie‘ gestanden hat, die in den verschiedenen lichen syn
Stoffen nur in verschiedener Form vorläge. Die Dichte könnte dann der Satz z
im Grundsatz wenigstens definiert werden durch die Anzahl der Ur- de za
teilchen dieser einen Urmaterie in einem gegebenen Volum. In der daß dem X
Tat ließe sich eine solche Definition heute im Grundsatz durchführen, N Ahr
ja man könnte heute vielleicht sogar sagen, daß sie die einzige wirklich neuen Köı
sachgemäße ist. Wir könnten den Newtonschen Grundsatz der NEN „Vers
Mechanik heute so formulieren, daß die Beschleunigung der ET
Anzahl der in dem betreffenden Körper enthaltenen Pro- aber — u
tonen (Wasserstoffkerne s. S. 113) umgekehrt proportional Urteil —,
; . % . . . noch mehı
ist. Praktisch läßt sich diese aber auch heute auf keine andere Weise nalität de:
bestimmen als durch die Messung des Gewichts bzw. der damit (s. oben) gleichem X
proportionalen Trägheit, und zu Newtons Zeit lag natürlich die soeben ein
angeführte Einsicht in die wirkliche Einheit der Materie erst recht in also einen.
weiter Ferne. So mußte zunächst notwendig die scharfe Kritik Machs an
als berechtigt erscheinen, obwohl auch von anderem Standpunkte aus der Konst:
der Begriff der „Stoffmenge‘“ keineswegs so unbrauchbar und vage ist, an eine an