58 I. Kraft und Stoff
das Gewicht, d. i. die Anziehung seitens der Erde, dem Volum eines Körpers direkt . M
proportional ist (bei gleichem Stoff). Auf Grund dieser allgemein bekannten KEr- NO N
fahrung ist es nämlich in der gesamten täglichen Praxis bereits üblich, die un- sonst k
bequeme Volummessung, die eigentlich die fragliche „Menge Stoff‘ darstellen sei. Zzwis
würde, durch die viel bequemere Gewichtsmessung zu ersetzen. Wenn die Haus- N
frau 1 kg Erbsen oder Butter kauft, so will sie selbstverständlich weder die „„Träg- stimmte
heit“ noch die Gravitation dieser Körper haben, sondern sie‘ will nur eine bestimmte gesamte
Menge davon haben und bemißt diese nach dem Gewicht. Auf diese Weise ent- Mechani]
steht längst vor aller physikalischen Wissenschaft die allgemeine Gewöhnung, daß
man in dem Gewicht den Repräsentanten der „Stoffmenge‘‘ sieht. Und wenn Ausdruc]
nun die Erfahrung an der Fallmaschine auch bei zwei Körpern aus verschiedenem bekannte
Stoffe ergibt, daß die Beschleunigung dem Gewichte umgekehrt proportional ist, Welträt
so findet der Laie das zumeist gar nicht weiter verwunderlich, nachdem bei zwei in
Körpern aus gleichem Stoff schon festgestellt war, daß diese Beschleunigung der einem ge
„„Stoffmenge‘“ umgekehrt proportional war. Denn Gewicht und Stoffmenge sind Universu
ihm eben ohne weiteres identische Begriffe. Für eine exakt wissenschaftliche Be- Ss Besit
handlung klafft hier aber selbstverständlich eine noch nicht ausgefüllte Lücke, I CN
die nun aber, wie man jetzt wohl deutlich erkennt, auf sehr verschiedenen Wegen wäre, de
ausgefüllt werden kann. Es ist durchaus nicht notwendig, auf die Machsche Dieser GC
formalistische Definition zurückzugehen. in V
Man könnte vielmehr — und das läge dem Empfinden der Laien viel näher — ın VErsa
ebensogut einfach definieren, daß zwei „„Stoffmengen‘‘ dann als gleich betrachtet oder viel
werden sollen, wenn sie gleiche Gewichte haben, worauf dann die Erfahrung den keit zu
Satz Newtons ergeben würde, der, so aufgefaßt, natürlich wieder nichts anderes
besagt, als daß Trägheit und Gravitation proportional gehen. Daß dann mit der oder Pla
einen Größe auch die andere dem Volum bei gleichem Stoffe proportional ist, ist wärts be
dabei eine Sache für sich. aller. Ma
Wir werden unten in anderem Zusammenhange wieder auf die Frage ihre Lag
der physikalischen Begriffsbildung zurückkommen und dabei sehen, malige N
bis wie weit die hier zunächst sich anscheinend auftuende Möglichkeit, lichkeit
auf ganz verschiedenen Wegen zu den betreffenden Begriffsbildungen damit de
zu gelangen, im Endresultat noch bestehen bleibt. Hier sollte nur die bestimmt
hinter dem Massenbegriff steckende Problematik kurz dargelegt werden, „Satz vc
die historisch eine bedeutsame Rolle in der Entwicklung der physi- Satz von
kalischen Erkenntnistheorie gespielt hat, und wir müssen jetzt noch Weltall.
von einigen anderen hinter dem traditionellen Massenbegriff stehenden allen ph;
Problemen reden. Es wurde schon in der Einleitung darauf hingewiesen, exakte V
daß seit den ältesten Zeiten die Philosophie den Begriff der Substanz summe ©
als eines beharrenden Trägers der Erscheinungen geprägt hat, welche und da ı
letzteren in einer Veränderung von deren Zuständen (Akzidenzen) be- tatsächli
ständen (s. oben S. 2). Die großen Entdeckungen der klassischen Summe
Mechanik ermöglichten nun eine viel präzisere Formulierung dieser all- allgemeir
gemeinen Vorstellung. Nachdem man gesehen hatte, wie mit Hilfe tanten d«
des Gravitationsgesetzes und der einfachen Prinzipien der Mechanik in die n
die gesamten, damals genauerer Beobachtung zugänglichen Himmels- schwere 1
erscheinungen sich herleiten ließen, nachdem man zugleich eine Fülle mit „„Sto
anderer mechanischer Vorgänge mit Hilfe dieses Begriffssystems be- Substanz
wältigt hatte, war es nur natürlich, daß man in ihm den Schlüssel für UÜbereink
sämtliche Naturerscheinungen überhaupt gefunden zu haben glaubte. Kinsicht
Es entstand die Vorstellung, daß die Welt ein ungeheures System Endes di