160 Nachbelichtung. 
(doch nicht so lange als nöthig ist, einen sichtbaren Lichteindruck 
zu erzeugen), so färbt es sich im Spectrum bis zum äussersten Roth. 
Bequerel nennt daher die violetten Strahlen erregende (rayons ex- 
citateurs), die anderen EN (rayons continuateurs). Auf 
solchem vorher belichteten Papier finden sich zwei Maxima& der Spec- 
tralwirkung, eins zwischen G und HM das andere zwischen D und E. 
Diese Erscheinung ist jedoch ohne Annahme besonderer Wirkungen 
dadurch zu erklären, dass das Chlorsilber durch Annahme der vio- 
letten Farbe im Lichte die Fähigkeit erhalten hat, gelbes und gelb- 
rothes Licht stärker zu absorbiren und dass in Folge dessen diese an- 
fangs unwirksamen Strahlen activ werden. 
Man hat auf Bequerels Versuche hin wiederholt vorgeschlagen, 
zu kurz belichtete photographische Platten durch Nachbelichten in 
rothem und gelbem Lichte auf die nöthige Intensität zu bringen, ja 
man hat darin ein Mittel gesehen die Expositionszeit abzukürzen. 
Vielfache praktische Versuche haben aber gezeigt, dass weder schwa- 
ches rothes noch gelbes Licht bei der Nachbelichtung auf Bromjodsil- 
berplatten irgend welche Wirkung ausüben. Wo eine Nachbelichtung 
sich wirksam zeigte, da war wirksames blaues oder violettes Licht 
im Spiel, indem dessen Wirkung sich einfach zu der bereits vorhan- 
denen (photographisch zu schwachen) Wirkung der Vorbelichtung 
addirte und dadurch einen zu schwachen Lichteindruck bis zum Sicht- 
barwerden verstärkte. / 
Angenommen es sind 10 Lichteinheiten nöthig um eine eben 
sichtbare Entwickelung zu veranlassen, so wird die Stelle einer Platte, 
welche nur von 5 Lichteinheiten getroffen ist, sich nicht entwickeln. 
Setzt man aber die ganze Platte nachher 5 Lichteinheiten aus, so 
addiren sich diese zu den bereits in Wirkung getretenen, sie ver- 
stärken daher die Wirkung in dem mit 5 belichteten Theil auf 10, 
d. h. sie machen diesen entwickelbar. Ein anderer Theil der nur die 
Lichtwirkung 3 erlitten hat, wird dagegen sich auf 5 +3 = 8 ver- 
stärken, also unentwickelt bleiben. Demnach ist eine Nach- 
belichtung mit wirksamem (weissem) Licht bei Unterexpo- 
sitionen von Vortheil. Es ist jedoch nöthig, dass man die Dauer 
derselben genau abmisst. Dauert die Nachbelichtung zu lange, 
so werden alle Stellen entwickelbar, die Platte verschleiert 
Von der Messung der ehemischen Intensität verschie- 
dener Lichtquellen und den Grundzügen einer che- 
mischen Meteorologie. 
Es ist für die photographische Praxis ein Gegenstand von hoher 
Wichtigkeit, Mittel zu besitzen, die chemische Intensität des Tages- 
lichtes zu verschiedenen Zeiten, sowie der verschiedenen Lichtquellen 
überhaupt quantitativ feststellen zu können. Leider sind die Be- 
mühungen, ein Instrument zu construiren, welches erlaubt die che- 
mische‘ Intensität des Tageslichtes in jedem Moment mit derselben 
Leichtigkeit festzustellen, wie die Wärme mittelst des Thermometers,