Full text: Lehrbuch der Photographie

252 Ateliereinrichtungen. 
schäft nicht übernimmt. Berliner Photographen haben theilweise 
Wasserleitung bis zum Glasdach hinaufgeführt und berieseln dieses 
zeitweise einerseits zur Reinigung, andererseits zur Abkühlung. Diese 
Berieselung soll aber ein baldiges Blindwerden des Glases herbei- 
führen. 
Ventilation, Zur Abkühlung ist auch ein gehöriger Luftwechsel 
von unbedingter Nothwendigkeit. Zu dem Zwecke sind in dem Ate- 
lier der Akademie vier Fenster bei at aa (siehe Figur 62) ange- 
bracht, die sich leicht nach Aussen öffnen lassen; ausserdem befinden 
sich an der Hintermauer des Ateliers in ihren höchsten Punkten 
grosse verschliessbare Luftlöcher. 
Heizung wird am besten im Winter durch Eisenöfen und ein 
kräftiges Holz- oder Kohlenfeuer hervorgebracht. Man wähle ein 
möglichst rasch und mit starker Hitzeentwickelung verbrennendes 
Material, da die Glaswände sich unglaublich schnell abkühlen. Neuer- 
dings sind die sogenannten Füllöfen von Meidinger, Berlin, mit Vor- 
theil versucht worden. 
Anstrich. Die Wände des Ateliers werfen einen Theil des auf- 
fallenden Lichtes zurück. Dieses trifft die Schattenseite des aufzu- 
nehmenden Objects und erhellt diese (s. das folgende Capitel). Ist die 
Wand roth, so erscheinen auch die Schatten roth, was man unter dem 
Kopftuche auf der matten Scheibe einer Camera sehr gut bemerken 
kann, wenn man auf eine Gypsbüste einstellt. Rothes Licht ist 
aber wirkungslos, ebenso braunes. Man streiche daher die Wand 
hellblau, kobaltfarben oder ultramarınfarben, damit sie in die Schat- 
ten des Objects wirksames Licht reflectire. 
Die Principien der Lichtvertheilung im Atelier. 
Wahl des Lichtes. Als Haupterfahrungssatz bei der Anlage 
eines Glashauses gilt das bei allen Constructionen beobachtete Prin- 
cip, das directe Sonnenlicht auszuschliessen und mit dem 
Licht des Himmels allein zu arbeiten. Die Gründe für diesen Satz 
werden wir im dritten Theile unseres Buches entwickeln. 
Um die Sonne auszuchliessen, legt man die Licht einlassenden 
Glasflächen möglichst nach Norden; um möglichst viel Himmelslicht 
zur Disposition zu haben, legt man die Glashäuser auf hohen Ge- 
bäuden oder an Orten an, wo der Horizont nach der Glasseite hin 
frei ist. In Städten wird oft genug durch gegenüberliegende Ge- 
bäude ein beträchtliches Stück des wirksamen Himmelsgewölbes ab- 
geschnitten. Das von den Gebäuden reflectirte Licht ist zwar nicht 
unwirksam, seine Intensität ist aber meist eine ganz andere als die 
des Himmelsgewölbes, entweder ist sie grösser (namentlich bei Sonnen- 
schein), oder kleiner, und dieser Umstand stört oft wesentlich bei 
einer durch Gardinen zu bewirkenden zweckmässigen Lichtver- 
theilung. _ 
Bei der Benutzung eines Ateliers spielt nämlich nicht blos Quä- 
lität und Qantität des Lichtes eine Rolle, sondern auch die Rich- 
tung seines Einfalls auf den zu beleuchtenden Gegenstand. 
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