Lichtvertheilung im Atelier, 209
Demnach verdient zur Aufnahme von Portraits ein
niedriges Atelier entschieden den Vorzug. Als Beispiel
solcher vortrefflich wirkenden niedrigen Portraitateliers nenne ich
hier: Adam Salomon, Reutlinger, Loescher und Petsch.
Ganz anders aber ist es bei Aufnahme von Reproductionen,
hier verlangt man nicht eine ungleichmässige, sondern eine gleich-
mässige Beleuchtung über das ganze Original hinweg. Hier wirkt
ein hohes Atelier besser.
Das reflectirte Licht des Ateliers. Wir haben nun noch über
das indirect, d.h. das von Atelierwänden reflectirte Licht (öfter
diffuses, Licht genannt) zu sprechen. Dieses wirkt sehr bedeutend
erhellend, denn existirte solches Licht nicht, so würde ein Gegenstand
an der Fensterwand, z. B. e Fig. 77 absolut dunkel sein. Dennoch.
sehen wir unsere Fensterwände innen hell, sie bekommen. Licht
von den gegenüberliegenden Wänden. Das Licht, welches irgend
einen Punkt der Wand trifft, n
wird theilweise von diesem ver- |
schluckt, „absorbirt“, iheilweise
reflectirt , bei Spiegeln regel- i
mässig, bei rauhen Körpern un-
regelmässig. Die Qantität dieses
reflectirten Lichtes ist enorm
verschieden, am grössten bei
glatten und hellen Körpern
(Spiegel, Stanniolpapier), am
schwächsten bei dunklen und
rauen, sie steigt natürlich mit
der Helligkeit der directen Be-
leuchtung des reflectirenden ng
Körpers. Y
Nehmen wir einmal als Bei-
spiel eine Atelierwand nn,
Fig. 79, die mit Papier über-
zogen ist. Die Helligkeit die-
ser Wand wird abhängen von
der Helligkeit eines jeden ein-
zelnen Punktes.
Nun ist die Helligkeit eines
jeden Punktes abhängig vom
Lichtwinkel, construiren wir 7
diesen für eine Glaswandöffnung Ost
hg, so beobachtet man leicht,
dass der Punkt g heller sein muss als r, dieser wieder heller als
ein Punkt bei %. So wird also die. Helligkeit der Rückwand ver-
schieden sein, heller in der Mitte, dunkler in den Ecken. Denkt
man sich die Rückwand halb so weit von der Glaswand Ag entfernt,
also bei qg, so werden die Lichtwinkel jedes einzelnen Punktes der
Wand wachsen, denn man sieht aus der Figur leicht, dass der Win-
kel bei 9% grösser ist als der bei g.
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