Entwickler. 285
Als Rohmaterial für Ansetzung des Bades bedienen wir uns nur
des neutralen krystallisirten Silbersalzes, niemals des geschmol-
zenen, welches zuweilen störend wirkendes salpetrigsaures Silber
enthält (s. p. 60).
Zum Ansetzen des Bades lösen wir
100 Gramm Silbersalz in
1000 destillirtem Wasser
und setzen dazu 25 Gramm (oder Cubiccentimeter) einer Lösung von
1 Theil Jodkalium in 100 Theilen Wasser und 3 Tropfen Salpeter-
säure sp. G. 1,22. Oft geben solche Bäder ohne Säurezusatz Schleier,
d. h. einen über die ganze Platte sich erstreckenden grauen Beschlag
der beim Aufgiessen des Entwicklers entsteht. Um dieses zu ver-
meiden, setzt man von vorn herein etwas Säure zu. Essigsäure ist
zum Ansäuern des Bades nicht so gut wie Salpetersäure, da sie leicht
zur Entstehung von schwerlöslichen essigsauren Silberkrystallen Ver-
anlassung giebt, die sich auf die Platten setzen und Spiess-, Kreuz-
und schwertförmige Flecke veranlassen. Zusatz von Bleizucker, Brom-
metallen und. ähnlichen mehrfach empfohlenen Salzen ist vollständig
überflüssig.
Der Verbrauch am Silberbad (welches theils mechanisch an den
Platten haften bleibt, theils verspritzt wird) beträgt per */1o Quadrat-
meter = 1 Quadratfuss: 8 Gramm.
3. Der Entwickler.
Als Entwickler für den Negativprocess wird jetzt ganz allgemein
eine Eisenvitriolauflösung angewendet. Diese fällt das Silber
aus seinen Lösungen metallisch als feines Pulver (siehe p. 49) und
dieser Niederschlag entsteht demnach auch, wenn man auf eine Col-
lodiumplatte, welche feucht von anhängender Silberlösung
ist, Eisenvitriollösung giesst.
Damit der Niederschlag nicht zu rasch entstehe und unregel-
mässig die ganze Platte bedecke, wendet man eine. verdünnte und
saure HEisenlösung an (siehe p. 51). Nach neueren Untersuchungen
des Verfassers hat die Säure mehr die Eigenschaft, den Entwickler
klar zu erhalten (neutraler Entwickler wird bald trübe unter Aus-
scheidung von basischem Kisenoxydsalz) als die Entstehung des
Niederschlags zu verzögern.*) Die gewöhnlich zugesetzte Essigsäure
übt noch eine andere Wirkung: sie bewirkt das leichte Ueberfliessen
des Entwicklers über die Collodiumschicht. Essigsäure ist nämlich
*) Waldack’s Versuche über den Entwickler haben zu:den folgenden Re-
sultaten geführt: 1. Die Entwickler wirken sehr verschieden, je nachdem sie
wenig oder viel Eisenvitriol enthalten; wird eine gewisse Concentrirungs-
grenze nicht. überschritten, so geben starke Entwickler kräftigere Bilder als
schwache und die Belichtung kann kürzer sein; diese liefern einen feineren
Silberniederschlag als starke Entwickler. 2. Die freie Säure im Entwickler
modificirt die Farbe des Bildes; die meisten versuchten organischen Säuren
haben dem Negativ eine mehr oder weniger dunkle Färbung gegeben. 3. Nicht
alle Eisenoxydulsalze wirken in gleicher Weise wie das schwefelsaure Eisen-
oxydul; das essigsaure Eisen gestattet in gewissen Fällen Abkürzung der
Belichtungszeit.