Full text: Lehrbuch der Photographie

Da Plattenputzen., 
Noch nothwendiger ist aber eine solche vorhergehende strenge 
Controlle, wenn es sich um Portraitphotographie handelt. Hier 
tritt neben dem Photographen noch die aufzunehmende Person 
(das Modell) in Mitleidenschaft. Dieses muss die ungemüthliche 
Operation des Posens, Kopfhalteranlegens, Stillhaltens noch einmal 
in Folge der Schuld des Photographen durchmachen — und das ist 
ein für allemal kein Vergnügen und nicht geeignet, das Publikum 
zu fesseln. 
Anfängern rathen wir, jede Platte, an welcher sie nach der ersten 
oder zweiten oder dritten Operation einen Fehler bemerken, lieber 
zu kassiren und von vorn anzufangen, denn jeder Fehler verschlimmert 
sich in der Regel mit Fortsetzung der Operationen. 
Die erste Arbeit bei Ausführung einer photographischen Auf- 
nahme ist die Aufstellung des Objects und Apparats im Atelier. 
Ersteres muss gestellt, die Beleuchtung geregelt und das Bild auf 
der matten Scheibe scharf eingestellt sein (siehe p. 277). Bei Per- 
sonen ist es gut, wenn ein Arbeiter das Arrangement besorgt, während 
ein anderer die Platte präparirt. Die Präparation beginnt mit dem 
Reinputzen der Glasplatte, 
1. Das Putzen oder Poliren. 
Wir setzen das Vorhandensein richtig in die Cassette pas- 
sender und gehörig durch Säure, Waschen und sorgliches Abtrocknen 
vorgereinigter Glasplatten voraus. Solche verlangen zur Erzie- 
lung tadelloser Bilder noch eine Politur oder einen Ueberzug 
(s. u.). Das Poliren oder Putzen, ohne gründliche V orreinigung 
führt niemals zum Ziele. Man prüfe die gesäuerten, gewaschenen 
und getrockneten Platten durch Anhauchen auf beiden Seiten. Die 
geringsten Ungleichheiten in der Oberfläche offenbaren sich hierbei 
sofort durch ungleiches Anlegen des Hauches. 
Erscheinen beide Seiten gleich rein, so wähle man. die glattere 
Seite als die weiter zu polirende. Man findet nämlich bei gewöhnlichem 
rheinischen Glase zwischen den beiden Seiten Ungleichheiten. Die 
eine Seite, welche im Streckofen unten gelegen hat, erscheint wie 
mit feinen Punkten besäet, die andere ist glatter: Natürlich braucht 
nur eine Seite fertig geputzt zu werden, da nur eine collodionirt 
wird. Man halte die andere jedoch reinlich, um. nicht durch daran 
haftenden Schmutz das Silberbad zu verunreinigen. . 
Man nimmt das Putzen auf einem völlig reinen Tische vor, auf 
welchem keine anderen Körper als die zum Putzen gehörigen, geduldet 
werden dürfen, 
Das Putzen geschah früher meist mit Alkohol, altem Collodium 
u. dgl. Viel einfacher, sicherer und leichter und ebenso wirksam ist 
das vom Verfasser vorgeschlagene Putzen mit Ammoniak. Noch 
besser. soll eine Mischung von 1 Theil Ammoniak mit 1 Theil Al- 
kohol wirken. Wir benutzen jedoch nur frischen wässrigen Ammo- 
niak (Salmiakgeist). 
Man legt die gewaschene und gut abgetrocknete und abgeriehene 
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