Full text: Lehrbuch der Photographie

294 Ueberzüge als Ersatzmittel des Putzens, 
kann man die Collodiumhaut herunterwischen, tüchtig waschen und 
gleich wieder verwenden. Platten, auf denen das Collodium festge- 
trocknet ist, legt man in die Säure. Sehr. alte, häufig benutzte Platten 
sind oft durch kein Mittel mehr rein zu bekommen. Viele Platten 
werden mechanisch durch Glasritzen verdorben, z. B. beim Einlegen 
der Platten in die Säure, beim flachen Hinlegen der Platten auf 
den Tisch etc. (letzteres sollte nie geduldet werden). Geputzte Platten, 
die 24 Stunden gestanden haben, müssen durch Reiben mit einem 
trocknem Handtuch noch einmal aufpolirt werden. 
la. Ueberzüge als Ersatzmittel des Putzens. 
Die kurze Dauer einer geputzten Oberfläche und die Umständ- 
lichkeit der Arbeit hat zu Versuchen geführt das Putzen durch Ueber- 
ziehen der Platten mit einer reinen Schicht eines sölchen fremden 
Stoffs zu ersetzen, der nicht nachtheilig auf die photographischen 
Chemicalien wirkt. Dieses Ueberziehen bietet den Vortheil, auch 
schlechte Gläser, die durch kein Mittel mehr rein zu putzen sind, 
verwenden zu können. Als Ueberzüge der Art hat man verwendet: 
a) ein ätherreiches Rohcollodium (1'/z Wolle, 70 Aether, 
30 Alkohol). Dieses wird, wie nachher beschrieben werden soll 
(s. Collodioniren) auf die vorher gewaschene und getrocknete Platte 
aufgegossen, dann lässt man die Platte völlig trocken werden. 
Dieser Ueberzug löst sich jedoch beim nachherigen Aufbringen 
des Jodcollodiums zuweilen auf. 
b) Ueberzug mit Kautschuck- oder Guttaperchalösung 
1 Gramm weicher Kaüutschuck, oder ebenso viel brauner Guttapercha 
werden in 20 Gramm Chloroform gelöst. Die Auflösung der Stoffe 
in Chloroform geht langsam vor sich, ist aber in 12 Stunden be- 
endet. Die Lösung wird mit 1000—1500 Cubike. leichtes Benzin 
verdünnt und sorgfältig zweimal in eine saubere Flasche filtrirt. 
Die klaren Lösungen werden auf die gut vorgereinigten und mit 
dem '"Fuche sorgfältig abgetrockneten und abgestäubten Platten ge- 
gossen, ähnlich wie beim Collodioniren. Den Ablauf fängt man in 
separater Flasche auf, filtrirt ihn sauber und benutzt ihn wieder. 
Die so überzogenen Platten erscheinen oft grieslich und unrein, 
geben aber dennoch gute Resultate. Die Kautschuckschicht verträgt 
das Abstäuben. 
c) Ueberzug mit Eiweisslösung. Das Weisse eines mög- 
lichst frischen HEies 16 Gramm Ammoniak und 5 Tropfen Car- 
bolsäure werden mit reinlichen Glassplittern in eine Flasche ge- 
geben und */« Stunde geschüttelt. Die concentrirte Lösung hält 
sich circa 3 Monate. Kurz vor der Anwendung filtrirt man eine 
Portion davon, verdünnt sie mit 20mal so viel Wasser, und filtrirt 
wieder zweimal. — Die Glasplatten werden gesäuert, sehr gut ge- 
waschen, dann in eine Schale mit reinem Wasser gelegt. Behufs 
Albuminirens nimmt man sie heraus, lässt ablaufen, giesst ein wenig 
frisch filtrirtes destillirtes Wasser darüber zur Verdrängung 
des_ Waschwassers, dann einige Cubikcentimeter Eiweiss zur Ver-
	        
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