Full text: Lehrbuch der Photographie

Collodioniren. 297 
beim Waschen herunter. Taucht man sie zu spät ein, so sensibili- 
siren die zu trocken gewordenen oberen Theile gar nicht oder nur 
oberflächlich, es entsteht ein (schon beim Silbern sichtbar werdender) 
Trockenrand, Natürlich zeigt dieser sich an den oberen Kanten der 
Platte, welche am dünnsten sind. Die Hauptsache ist Aufpassen! 
Wichtig ist ferner, dass das Collodium nicht auf die Rückseite 
der Platte fliesse, es veranlasst sonst auf der Vorderseite durch Ab- 
kühlung ein ungleiches Trocknen, und verunreinigt auch das Silber- 
bad durch sich ablösende Häutchen. Ebenso wichtig ist, dass die 
ätherische Flüssigkeit nicht den Finger berühre, sie löst sonst 
aus demselben Fetttheilchen auf, die dunkle Streifen veranlassen. 
Das von den Platten abgelaufene Collodium ist gewöhnlich durch 
Staub verunreinigt, deshalb fangen wir es in einer separaten 
Flasche auf; dies verhindert die. Verunreinigung des 
Collodiumvorrathes. Das „Ablaufcollodium“ ist nach 8 Tage 
langem Absetzen und Abgiessen des Klaren wieder brauchbar. Ueber 
Filtriren des Collodiums s. u. Wartung im folgenden Capitel. 
Etwas schwieriger ist das Giessen grosser Platten. Diese lassen 
sich nur schwer an einer Ecke halten. Man unterstützt sie in der 
Mitte durch eine Flasche mit Kork. Sehr grosse Platten legt man 
wohl auch auf eine drehbare Unterlage mit Kugelgelenk. Ein Ope- 
rateur hält die Platte und giesst das Collodium auf, ein Gehülfe 
fängt den Ablauf auf, den man zum Theil über mehrere KEcken 
fliessen lässt. 
Grössere Platten giessen sich auch sehr bequem auf einem 
Handtuch. Man legt dieses zu einem Ballen zusammen, fasst diesen 
von unten mit der linken Faust, legt die Platte auf das Handtuch 
und giesst Collodium wie oben. Es gehört eine gewisse Balancir- 
kunst dazu, um das Ab- . 
laufen und Drehen aus- Fig. 109. AL 
zuführen. Die ersten drei K g 
bis vier Platten fallen . 
dem Anfänger dabei leicht Hr 
herunter. Die Methode 
gestattet aber das Prä- 
pariren bis in die äusser- 
sten Ecken hinein und ist für grosses Format sehr empfehlenswerth. 
Bedingung ist, die Platte auf der Rückseite nicht mit den Fingern 
zu berühren, da sie sich sonst an dieser Stelle stärker erwärmt und 
in Folge dessen stärker eintrocknet. Man hat auch besondere 
Collodiumgiessflaschen construirt. Bei diesen wird der Hals durch 
einen eingeschliffenen Helm % (Fig. 110) bedeckt und immer staub- 
frei gehalten. Das abfliessende Collodium fängt man in dem Trichter 
b auf, es läuft dann durch ein seitlich angebrachtes Loch in das 
Gefäss «a. Wir ziehen das Auffangen des Ablaufcollodiums in be- 
sonderen Gefässen vor. 
Gewöhnlich fällt die gegossene Schicht ungleich dick aus, die 
Ablaufseite ist stärker. Wer Uebung hat, kann aber durch geschicktes 
Kippen das Collodium vor dem Abfliessen wiederholt in alle Ecken
	        
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