Full text: Lehrbuch der Photographie

Qu Sensibilisiren. 
der Platte herumlaufen lassen und dadurch eine gleichmässigere Platte 
erzielen. 
Die dicke Seite der Platte ist lichtempfindlicher als die dünne. 
Für Gewinnung einer sehr empfindlichen Schicht empfiehlt‘ man 
2 Schichten Collodium über einander zu giessen. 
Da das Anfassen der Platten mit den Fingern seines Nachtheile 
hat, so hat man besondere pneumatische Plattenhalter con- 
struirt, die aus Gummibeuteln bestehen, welche durch Aufsaugen der 
Luft die Platte festhalten. Diese versagen öfter den Dienst. An 
der Stelle, wo sie aufsitzen, trocknet in heissem Wetter das Collo- 
dium langsamer und wird dadurch das Bild leicht dünner an der 
betreffenden Stelle. 
Sehr schön sind die amerikanischen pneumatischen Halter (Fig. 109) 
ohne Beutel. Diese braucht man nur fest gegen die Platte zu 
drücken. 
4, Das Sensibilisiren,. 
Schon ehe man mit dem Collodioniren beginnt, muss das Silber- 
bad, welches zum Sensibilisiren dient, zum Gebrauche bereit 
stehen, d. h. es muss in einer Schale oder Cüvette (s. u.) befindlich, 
filtrirt und „abgeschäumt“, d. h. durch Uebergehen mit einem 
Papierstreifen von dem aufschwimmenden Staube befreit sein, denn 
p- 297 haben wir ausdrücklich betont, dass das Eintauchen der Platte, 
sobald sie den richtigen Trockenheitsgrad erreicht hat, sofort 
erfolgen muss. Jeder Zeitverlust stellt den Erfolg in Frage. Das 
Sensibilisiren bezweckt die Umwandlung der im Collodium ent- 
haltenen Jodmetalle in Jod- und Bromsilber. So einfach dieser 
Zersetzungsprocess ist, so bestehen doch einige mechanische 
Schwierigkeiten, wenn es sich um Herstellung einer völlig homogenen 
Schicht dieser Salze handelt. Die Collodiumhaut ist alkoholisch, das 
Silberbad. wässerig. Beide stossen sich daher fast wie Fett und 
Wasser anfangs ab, und es hat deshalb bei dem nachfolgend be- 
schriebenen „Silbern“ in Schalen einige Schwierigkeit, ein vollkommen 
gleichmässiges Ueberfliessen der wässerigen Silberlösung über die 
alkoholische Collodiumhaut zu erzielen. Folge davon sind die Sen- 
sibilisationsstreifen an allen Punkten, wo eine Verzögerung 
oder ein Hinderniss: bei dem Ueberfliessen eintritt. Man sucht nun 
diesen Mangel durch verschiedene Sensibilisationsmethoden zu um- 
gehen. Wir beschreiben zuerst 
a) Das Silbern in Cüvetten. 
Die Cüvette ist ein schmaler, in ihrer Form der Platte ent- 
sprechender Glastrog a (Fig.111), in welchen die Silberlösung ein- 
filtrirt wird. Man setzt sie gewöhnlich in einen schmalen, ähnlich 
geformten schiefstehenden  Holzkasten X mit geschlitztem Deckel B, 
durch den der Haken K geht (Fig. 112). Die Glaswände müssen 
gewölbt sein, um Reibungen der zarten Collodiumhaut zu verhüten, 
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