Full text: Lehrbuch der Photographie

385 Positivsilberbad. 
Ob aber um dieser problematischen Ersparniss willen der Gebrauch 
schwacher Bäder anzurathen sei, ist fraglich. Ein schwaches Bad 
erschöpft sich rasch, es wird.mit jedem Bogen silberärmer und bald 
sinkt sein Silbergehalt auf eine Stufe, wo er zur Sensibilisation des 
Bogens nicht mehr genügt, und dann matte und flaue Bilder giebt. 
Ein starkes Bad. wird ebenfalls durch den Gebrauch silberärmer, 
doch bei Weitem nicht so rasch wie‘ ein schwaches. Es lässt sich 
daher ohne Störung bis zum letzten Tropfen aufbrauchen. 
Ein schwaches Bad erfordert ein langes Sensibilisiren, ein starkes 
Bad sensibilisirt rasch und giebt Blätter, die namentlich in trübem 
Licht viel brillanter copiren, als die auf: schwachen Bädern sensi- 
bilisirten. 
Wer mit einem schwachen Bade arbeiten will, der beachte das 
Gesagte, prüfe zeitweise dessen Stärke (s. u. die Silberprobe) : und 
füge öfter frisches Silbersalz zur Verstärkung hinzu. Starke Bäder 
erfordern diese Umstände nicht. 
Von besonderem Interesse ist der Silberverbrauch im Positiv- 
process. Dieser hängt von verschiedenen Factoren ab, einerseits vom 
Salzgehalt, andererseits von der Dicke der KEiweissschicht, wohl auch 
von der Dauer des Schwimmenlassens, endlich von dem mehr oder 
weniger raschen Abheben der Bogen vom Bade, der Stärke desselben ete. 
Daher ist es kein Wunder, wenn der Silberverbrauch per Bogen 
von verschiedenen Beobachtern sehr verschieden angegeben wird. 
So geben Davanne und Girard den Silberverbrauch per Bogen von 
45 X 56° auf 3,76 Grm. Silbersalz an; Spiller auf 3 Grm., Hard- 
wich auf 80 Grm., d.h. noch ‘nicht. ganz 3 Grm. Bei einer von 
Hrn, Meicke im Atelier der Gewerbe-Akademie angestellten Reihe 
von Versuchen, den Silberverbrauch zu bestimmen, wurden 500 Cubik- 
centimeter Silberbad 1:8° angesetzt, dann 20 bis 25 Bogen darauf 
gesilbert, nachher der Silberverlust mit Vogel’s Silberprober bestimmt 
(s. u.).. Der Rest des Bades wurde wieder auf 500 Cubikeenti- 
meter und den Gehalt 1:8 gebracht und von Neuem 20 bis 25 
Bogen gesilbert. So wurde das Bad 5 mal hintereinander von 
Neuem ' verstärkt und wieder in Gebrauch genommen. Das Resul- 
tat war: 
auf dem frischen Bade verbraucht 1 Bogen ... . 2,61 Gramm, 
» ». einmal verstärkten Bade verbraucht 1 Bogen 2,46 ” 
” » zweimal ” ” ” ” ». 2,38 ” 
” „dreimal ” ” ” D „2,00 ” 
Es ergiebt sich daraus das sehr merkwürdige Resultat, dass der 
Silberverbrauch bei einem alten verstärkten Bade geringer ist, als 
bei einem frischen von gleichem Silbergehalt, und dass der Silber- 
verbrauch sinkt, je öfter das Verstärken wiederholt wird. Die Ur- 
sache dieser Erscheinung mag darin liegen, dass das salpetersaure 
Alkali, welches sich bei der Sensibilisation bildet, und dessen Quan- 
tität mit jedem Bogen steigt, die Silberabsorption in eigenthümlicher 
Weise beeinflusst. Ein Zusatz von salpetersaurem Alkali zu einem 
frischen Bada dürfte daher nicht unrationell erscheinen. Im Durch- 
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