Wartung der Negative. 361
besonders disponirt. Es ist sicher, dass der Schellack, ein Haupt-
bestandtheil der meisten Lacke, durch den Bleichprocess eine Aende-
rung erfährt und leicht mürbe wird. Diese Eigenschaft überträgt
sich auch auf den damit hergestellten Lack: Andererseits ist consta-
tirt, dass ein und derselbe Lack. auf Gläsern gewisser Sorte Lack-
risse liefert, auf anderen nicht. Einen Umstand erwähnen wir noch
als charakteristisch. Verfasser beobachtete, dass die in dem feuchten
Klima von Aden hergestellten Negative eine ausserordentlich leicht
verletzbare Schicht zeigen, während die in der trockenen Wüste ge-
fertigten sich äusserst dauerhaft erweisen. Somit spielt die Feuch-
tigkeit schon bei Herstellung der Negative, eine Rolle in Bezug
auf ihre Haltbarkeit. Nach den Erfahrungen des Verfassers sind
die Schutzmittel, welche man zur Dauerhaftmachung der Negative
empfohlen hat; namentlich Ueberziehen mit Kautschucklösung vor
dem Lackiren nichts werth, im Gegentheil, sie machen die Schicht
noch verletzbarer. Nur Ueberziehen der Negative mit Lösung von
gelben (nicht weissen) Dextrin (1 Theil Dextrin, 16 Theile Wasser)
nach dem Fixiren und- Waschen gewährt in vielen Fällen einen
Schutz.
Die Sprünge sind verschiedener Natur. Manche sind maul-
wurfsgangähnlich aufgeworfen. Diese verschwinden fast völlig,
wenn man das Negativ auf eine Schale deckt, auf deren Boden etwas
Alkohol gegossen ist. Der Lack weicht dann innerhalb 24 Stunden
auf und die Risse gehen zusammen. Man erwärmt dann das Nega-
tiv, um den Lack wieder zu erhärten. Dann giebt es noch eine
zweite Art Risse; sogenannte Haarrisse. Diese scheinen vertieft
zu sein, sie sind es aber nicht, sondern sie bilden freie Erhöhungen
wie man unter dem Microscop sehr wohl erkennt. Sie lassen
sich oft durch leises Ueberreiben mit Russ wegbringen, eben so gut
mit dem reinen trocknen Finger; durch Alkoholdämpfe verschwin-
den diese Haarrisse nicht. Manche verschwinden beim Erwärmen
der Platte vollständig, stellen sich jedoch leider mit der Zeit wieder
ein. Verfasser fand, dass wenn man rissige Negative mit Russ über-
reibt, reinigt und dann vorsichtig mit einer Lösung Gummi 1:50
überstreicht (indem man einen Pinsel damit füllt und diesen dann
wieder ausdrückt, so dass er fast halbtrocken ist) die Risse nicht
wiederkehren.
2. Wartung des Papieres.
Die nicht sensibilisirten photographischen Papiere sind, an
einem trocknen Orte aufbewart, sehr lange haltbar und scheint es
sogar, als wenn lange gelagerte Albuminpapiere bessere Resultate
geben als frische. In der Albuminschicht selbst gehen zwar mit der
Zeit Veränderungen vor sich, es entwickeln sich Gase und unter
Umständen können diese Zersetzungsproducte nachtheilig auf den
Process wirken. Es ist z. B. constatirt, dass in Blechkästen ver-
löthetes, nach Amerika gesendetes anerkannt gutes Albuminpapier
bei der Ankunft daselbst sich fast unbrauchbar erwies, nach längerer