Full text: Lehrbuch der Photographie

Silbermesser. 363 
In diesem Zustande ist das Bad zum gleichmässigen Silbern nicht 
mehr brauchbar. 
Glücklicher Weise besitzen wir in dem übermangansauren 
Kali ein Mittel, solches braun gewordene Bad sofort wieder zu re- 
' stauriren. Die Methode ist dieselbe wie die oben beim Negativsilber- 
| bade angegebene (s. p. 318). 
} Neben der Stärke des Bades ist die Reaction desselben zu 
beachten. Die günstigsten Resultate liefert ein neutrales Bad. 
Nicht selten wird aber ein anfangs neutrales Bad sauer, wenn die 
Reaction des Eiweisspapiers sauer ist; in diesem Falle tritt leicht 
Bräunung ein und die Bilder werden grau und flau. Prüfung mit 
Lakmuspapier und Zusatz von wenig Sodalösung hilft dem Fehler 
leicht ab (s. 0.). Manche Fabrikanten pflegen dem Eiweiss absicht- 
lich organische Säuren zuzusetzen, z. B. Citronsäure, diese bewirken 
einen mehr röthlichen Ton und halten die gesilberte Fläche länger 
weiss. 
Wir halten solche Zusätze nicht für räthlich. Ein Theil der Säure 
geht in das Silberbad und scheint unter Umständen ebenfalls ein 
Rothwerden desselben zu veranlassen, andererseits tonen solche Papiere 
schlechter. / 
Ein alkalisch reagirendes Bad greift zuweilen leicht lösliche 
Eiweissschichten an. Man neutralisirt dann am besten mit einer 
schwachen Säure, z. B. Essigsäure. 
Eine andere Veränderung, die das Bad erleidet, besteht in der 
Entziehung von Silbersalz. Dieser Umstand ist bei sehr star- 
ken Bädern (12'/2°/, und darüber) nicht von grossem Belang; selbst 
wenn der Gehalt an Silber auf 5°/, gesunken ist, arbeitet dennoch 
das Bad ohne Nachtheil, falls man Papiere von guter Quali- 
tät silbert. Andernfalls aber offenbart sich die Silberarmuth des 
Bades alsbald: durch Flauheit der erzielten Drucke; die 
Schwärzen erscheinen nicht kräftig, die Lichter grau, das Bild mono- 
ton; zuweilen tritt eine Ablösung der Eiweissschicht ein. Inso- 
fern ist eine zeitweise Controlle des Silbergehalts des Bades 
während des Arbeitens und ein Zusatz von frischem Silbersalz 
nach Massgabe der Stärke eine unerlässliche Noihwendigkeit. 
Man wendet zu dem Zweck Senkspindeln, sogenannte Silber- 
messer, d.h. Aräcmeter an, die um so tiefer einsinken, je schwächer 
die Lösung ist und an einer Skala den Silbergehalt einfach ablesen 
Jassen. Wenn die Angaben dieser Instrumente zuverlässig wären, so 
wäre gegen den Gebrauch derselben wenig einzuwenden. Nun ist es 
aber bekannt, dass ihre Angaben durch den Gehalt der Flüssigkeit 
an Alkohol, Aether, Essigsäure, verschiedenen Salzen im höchsten 
Grade modifieirt werden, so dass dieselben in solchem Falle total 
unbrauchbar sind und durch ihre falschen Angaben oft Täuschungen 
und Irrthümer höchst fataler Art hervorrufen. Solche Erfahrungen 
machen die Einführung einer zuverlässigen Methode zur Prüfung 
des Silbergehalts zu einer unbedingten Nothwendigkeit. . 
Gay Lussac gab uns eine sölche Methode in dem sogenannten 
Titrirverfahren mit Kochsalz. Eine Kochsalzlösung von ganz bestimm-
	        
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