Haltbare Negativplatten.
Viertes Capitel.
Verschiedene photographische Verfahren.
Die in den vorigen Capiteln beschriebenen Verfahren: der Silber-
negativ- und Positivprocess sind die jetzt herrschenden — allgemein
ausgeübten, und geeignet, die mannigfaltigsten photographischen
Aufgaben zu lösen. Nun giebt es aber neben diesen Processen noch
manche andre seltner in Anwendung kommende, die unter gewissen
Umständen von Vortheil sind, sei es, dass sie ein bequemeres
Arbieten gestatten (wie Trockenplatten in der Landschaft) oder
eigenthümliche Arten von Bildern liefern (Transparentbilder — Bilder
auf Porzellan etc.). Die wichtigsten dieser Processe wollen wir in
dem vorliegenden Capitel beschreiben.
I. Haltbare sensible Negativplatten (Trockenplatten).
Der Negativprocess erfordert zur Herstellung der empfindlichen
Platten dunkle Räumlichkeiten, die namentlich den wandernden
Photographen nicht immer zur Disposition stehen und liefert nasse
Platten, die rasch eintrocknen und dadurch schon nach ‚kurzer
Zeit unbrauchbar werden. Diese Schwierigkeit hat man zu umgehen
gesucht durch Herstellung haltbarer „trockener“ Platten, die
man zu Hause präpariren und auf seinen Ausflügen mitnehmen
kann, Platten, die sich lange. Zeit hindurch empfindlich erhalten und
erst nach der Rückkehr entwickelt zu werden brauchen.
Sehr umfassende Anstrengungen sind gemacht worden, haltbare
Trockenplatten zu liefern, die in Bezug auf Sicherheit und Schön-
heit der Resultate dem nassen Verfahren durchaus gleichkommen.
Vorläufig leidet aber die Herstellung der Trockenplatten noch an
Unsicherheiten, so dass man trotz des grösseren Aufwandes an
Mühe und Zeit, welche die Präparation dieser Körper nöthig macht,
dennoch nicht in dem Masse für den Erfolg garantiren kann, wie
beim gewöhnlichen nassen Verfahren.
Ist bei Ausübung des letztern eine pedantische Sau-
berkeit eine conditio sine qua non, so ist diese Vorsicht
bei den Trockenprocessen noch in potenzirtem Massstabe
nothwendig.
Der oben erwähnte Fehler gewöhnlicher Negativplatten, bei
längerem Stehen durch das Eintrocknen der Silberlösung zu verderben,
lässt sich schon dadurch umgehen, dass man die Platten nach dem
Silbern einfach abwäscht. Man benutzt. dazu am besten destillirtes
Wasser, welches durchaus rein sein muss, namentlich nicht alkalisch
vreagiren darf. Man erhält auf diese Weise eine nach kurzem Stehen
trocken werdende gelbe Jodbromsilberplatte, die belichtet und in der
unten erwähnten Weise entwickelt ein Bild liefert. Man beobachtet
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