Full text: Lehrbuch der Photographie

Reproductiousphotographie. 421 
graphie. Man wird es uns nachsehen, wenn wir unter dieser Viel- 
heit von Gegenständen eine Auswahl treffen. Die Abhandlung aller 
übersteigt die Schranken eines Compendiums. Wir wählen hier nur die 
wichtigsten Gegenstände heraus: Portraits, Landschaften, Zeichnungen, 
Gemälde, Modelle, Maschinen, Architekturen, Stersoskopen und wissen- 
schaftliche Aufnahmen. 
Die bei den ersten und wichtigsten Branchen, die Portrait- 
und Landschaftsphotographie behalten wir uns für den dritten 
Theil unseres Buches vor und beschränken uns hier auf die tech- 
nischen und wissenschaftlichen Fächer. 
Il. Reproductionsphotographie. 
Darunter versteht man die Aufnahme ven Zeichnungen, Kupfern, 
Oelgemälden. Dieses Fach gehört mit zu den schwierigsten, da es 
hier namentlich auf vollkommene Fehlerlosigkeit ankommt und meistens 
grosse Formate verlangt werden, namentlich wenn es sich um 
Negative für‘. Photolithographie und Heliographie handelt. 
1. Das Original. Man sorge für eine möglichst saubere Vor- 
lage. Von einer mit schmutzigen Fingern begriffenen Zeichnung 
wird man auch ein schmutziges Negativ erhalten. Bleistiftsstriche 
in Tuschzeichnungen, ungleiche Farbe der Tusche stören ebenfalls, 
Die Photographie giebt alles wieder, auch die Nebensachen, und 
letztere oft in unangenehmen Grade. Zeichnungen und Kupfer 
satinirt man vorher, um das Papierkorn möglichst hinwegzuschaffen. 
Bilder unter Glas rahme man lieber heraus; das Glas giebt leicht 
störende Reflexe. 
‘Welche Schwierigkeiten manche Originale, wie vergilbte Drucke, 
fleckige Zeichnungen etc. etc. machen, ist bekannt. Zur VUeber- 
windung derselben wendet man die Originalretouche an. Herr 
Scamoni, Photograph in der kaiserlichen Staatsdruckerei in St. Peters- 
burg, schreibt darüber: Jedes gelbliche oder sonstwie störende 
Fleckchen auf dem Original decke ich in den Zwischenräumen der 
Linien in der Zeichnung vorsichtig mit Kremserweiss und verstärke, 
wo es angeht, die Kernschatten, -in welchen die Farbe allzu grisselig 
erscheint. Ist das Papier faltig und nicht glatt aufspannbar, so 
presse ich. es in einen Rahmen mit fester Rückwand dicht gegen 
eine Spiegelscheibe, durch welche man bei richtiger Aufstellung des 
Rahmens im ruhigen Lichte ganz gut photographiren kann. Für 
absolut ebene Aufspannung muss stets Sorge getragen 
werden, sonst entsteht unfehlbar Verzeichnung. In dem 
militairgeographischen Institut in Wien spannt man die Zeichnungen 
der Art, dass man ihre Kanten in Holzleisten klemmt und diese 
mittelst Schrauben straff zieht. 
2. Aufstellung. Die Aufnahme einer Zeichnung ist namentlich 
in optischer Hinsicht die einfachste Aufgabe, die einem Künstler 
gestellt werden kann. Grosse Arrangements sind hier nicht nöthig. 
Vollkommen ebene Aufspannung des Blattes auf dem Reiss-
	        
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