Ueber Kinderaufnahmen. 539
) ben von Hintergründen und Apparaten, Rasseln mit Gardinen u. 8. W.
27 wird das Misstrauen der, Kleinen nur vergrössern. Dagegen macht
Zi ein freundlich und ruhig ausgestatteter heller Raum schon einen be-
Ps ruhigenden Eindruck. Von begleitenden Personen sollte nur die
= Mutter und allenfalls ein Mädchen eingelassen werden. Man kann
E in dieser Beziehung gar nicht streng genug sein. Der Vater und
a die Tante und die Kinderfrau! ein Jeder will es besser verstehen,
Y das Kleine zu fesseln. Im Kreise umstehen sie das Kind und starren
B: es an, als ob sie es nie gesehen hätten. Naturgemäss empfängt das
Kind den Eindruck, als ob etwas ganz Besonderes mit ihm vorgehen
sollte. Dieselbe unerwünschte Wirkung macht das viele Kämmen,
Bürsten, Zupfen am Kleide, sowie das Untersagen der Ausübung
gewisser Angewohnheiten. Im letzteren Falle kann man ganz sicher
sein, dass unser Opfer, so vorsorglich erinnert, nicht verfehlen wird
< auf die Unterlippe zu beissen oder schreckenerregend zu schielen.
E Sehr gekorsame Kinder werden in diesem Falle in das Gegentheil
e” verfallen, z. B. wenn ihnen verboten wird, den Mund zu öffnen, .wer-
N den sie die Lippen krampfhaft aufeinander pressen. Bei schüchternen
FE und unartigen Kindern wird von manchen Seiten die Anwesenheit
I des Vaters zur Ausübung seiner Autorität für wünschenswerth ge-
et halten. Soweit darf es gar nicht kommen; es muss Alles in Güte
abgehen und selbst der böseste kleine Schlingel muss bei guter
Zr Laune erhalten werden; zu Erziehungsversuchen ist weder Gelegen-
a heit noch Zeit, und meistens. fallen dann auch solche‘ übel aus und
Sn endigen mit Schreien und Weinen. Hier ‚kann nur die Ruhe und
A Geduld des Photographen helfen, Man zeige ein Spielzeug oder
P” den Struwwelpeter, beachte aber hierbei die Vorsicht, keine beson-
p dere Anregung zu verursachen, damit die Empfänglichkeit im rich-
P tigen Moment nicht beeinträchtigt wird. Hat man mit besonders
er schüchternen Kindern zu thun, so ist es. am besten, ihnen soweit
18 als möglich vom Leibe zu bleiben und sie scheinbar gar nicht zu
£- beachten; denn je mehr man auf sie einwirken will, desto schlimmer
X wird das Uebel.
2 Dies wären die Umstände, welche auf den Ausdruck unserer
kleinen Modelle von Einfluss sein könnten. Wir wollen nun zu dem
N höchst wichtigen Punkt der Schnelligkeit übergehen, welche ja selbst-
N redend nöthig ist. Dieselbe hängt von mehreren Bedingungen ab.
gt Zuerst von der Helligkeit des lebenden Bildes. Haben wir ein
a ganz helles, wo möglich weisses Kleidchen, hellen Grund und hellen
Te Stuhl, so geht die Aufnahme natürlich noch einmal so schnell von
Statten als bei dunklen Vorbildern, wie den beliebten schwarzen
Sammetkleidern. Da die Decorationen bei der kurzen Belichtung
%, jedenfalls sehr schwarz wirken würden, so ist es besser den Hinter-
ee grund abzutönen, bei welcher Manier zugleich der haltende Arm der
7 Mutter mit fortfällt.
Die Schnelligkeit der Aufgabe wird auch bedingt durch die
Helligkeit des Wetters und der Apparate und die Empfindlichkeit
der Präparate. Diese Bedingungen fehlen zuweilen, sowohl einzeln
als socar alle drei zusammen. Ist das Licht schlecht und das Atelier