Vollfiguren, Kniestücke, Brustbilder. 541
N mehr noch die Eltern zu schaffen machen, der Photograph bewahre
h sich unter allen Umständen die grösste Ruhe und Geduld. In Hitze
Tr und mit Gewalt wird man seinen Zweck am wenigsten erreichen.
& Also: Freundlichkeit und Güte. Schliesslich muss es uns aber Ver-
r gnügen machen, wenn wir dieselben Kinder, welche wir zagend und
E weinend ins Atelier treten sahen, bei richtiger Behandlung nach er-
Y folgter Aufnahme nur mit Mühe wieder hinausbringen können.“
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wc
- XI. Die Ausfüllung des Rahmens.
n
- Formate, Beiwerke und Hintergründe.
n Formate. In der photographischen Praxis haben sich gewisse
x Formate eingebürgert, die vom Publikum immer wieder bestellt wer-
Ze den, namentlich ist es die Visitenkart-Bildgrösse, 57 Milli-
4 meter X 85 Millimeter; ferner das Cabinetformat, 100 Milli-
x meter X 138 Millimeter, seltner das Imperialformat 165 X 210 Mm.
© Dem Photographen bleibt die Aufgabe, diese Formate in passender
” Weise auszufüllen.
n Ganze Figur, Kniestück. Brustbild. Als Disderi in Paris im
ä Jahre 1858 die photographische Visitenkarte erfand und damit der
x Photographie einen ungemeinen Impuls gab, empfahl er das Portrait
E in ganzer Figur als das künstlerisch am meisten gerechtfertigte
; insofern, als Figur und Haltung zur Charakteristik eines Indi-
5 viduums nothwendig sind. So wurde denn das Portrait in ganzer
n Figur zuerst von den Photographen poussirt und nur in kleiner
N Zahl tauchten anfangs hier und da Kniestücke und Brustbilder
auf. Es dauerte jedoch nicht lange, so bürgerten sich letztere immer
® mehr ein; sie gefielen dem Publikum. Der Grund ist naheliegend.
R Ein Brustbild, in dem nur Kopf und Brust sichtbar sind, kann
N nicht durch fehlerhafte Stellung der Arme und Beine, nicht durch
e unschönes Arrangement von Beiwerk verdorben werden, wie dies bei
5 Portraits in ganzer Figur, gar zu oft der Fall ist; ihre Her-
4 stellung ist daher, was das ästhetische Element anbetrifft, leichter
N und sicherer.
u Hierzu kam noch ein Vortheil: die grössere Dimension und so-
mit das erkennbarere Hervortreten des charakteristischen Theiles am
N Menschen, des Kopfes. Feine Details in den Zügen, die in dem
kleinen Bilde in ganzer Figur ohne Loupe kaum bemerkbar waren,
. traten im Brustbilde kräftig markirt (manchmal zu kräftig) hervor.
S Andererseits war freilich auch damit das stärkere Hervortreten man-
N cher individueller sowie der Beleuchtungsfehler verbunden, die
4 bei den kleinen Köpfen der Vollfiguren nicht so sichtbar sind und
x die man erst später beseitigen lernte. Seitdem nun das neue Format
z eingebürgert ist, sind damit von strebsamen Photographen mancherlei
f Experimente, die sich den grösseren oder geringeren Beifall des
; Publikums erwarben, gemacht worden. Anfangs wagte man nur
. Köpfe von °/a bis 1 Zoll Grösse in diesem Format zu fertigen, an