Full text: Lehrbuch der Photographie

1 Neue Entwickler. 
Milchzucker bringt ein leichtes Bild auf einem schwarzen 
Grunde hervor. Seine Entwickelungskraft ist nur gering. 
Glycerin ist wirkungslos. 
Einen eigenthümlichen Contrast zu den vorigen zeigt Manna, 
welches in Gegenwart von kohlensaurem Kali ein kräftiges und effect- 
volles Bild giebt. Seine Entwickelungskraft ist zehn oder zwanzig 
Mal so stark, als die der vorhergenannten Zuckerstoffe, oder wohl 
noch mehr. 
Die Wirkung des Manna ist überhaupt in verschiedener Hinsicht 
eigenthümlich. So gab es von allen probirten Stoffen das rötheste Bild. 
III. Entwickelung mit Eisensalzen. KEisenvitriol ist seit langer 
Zeit als der kräftigste physikaliche Entwickler für nasse Platten be- 
kannt; für chemische Entwickelung auf Trockenplatten ist er jedoch 
vollständig unbrauchbar. 
Die Gegenwart einer organischen Säure ändert dieses Verhält- 
niss aber gänzlich. In Verbindung mit verschiedenen organischen 
Säuren nimmt das Eisen die Eigenschaft an, das latente Bild che- 
misch zu entwickeln. / 
Verschiedene Säuren wirken sehr verschieden. Milchsaures Eisen- 
oxydul gab eine schöne und kräftige Entwickelung. 
Salicylsaures KEisenoxydul gab ähnliche Resultate. 
Bernsteinsaures Kisenoxydul entwickelt auch sehr gut. Man thut 
am besten, eine schwach-saure Lösung von bernsteinsaurem Ammon 
in Ammoniak herzustellen und dann eine Lösung von HEisenvitriol 
hinzuzusetzen, so viel als die Lösung vertragen kann, ohne einen 
Niederschlag zu geben. 
Citronenssures, weinsteinsaures, ameisensaures Eisenoxydul geben 
sämmtlich Bilder, stehen aber in ihrer Wirkung den erstgenannten 
drei Salzen nach. 
Oxalsaures Eisenoxydul ist von allen Salzen*) das wirkungs- 
vollste. 
Bei KEntwickelung von Bildern auf Papier geben einige dieser 
organischen Kisensalze, besonders die oxal-, salicyl-, milch- und bern- 
steinsauren, sehr schöne und klare Entwickelungen, sowohl in neu- 
tralen als auch in sauren Lösungen. 
*) Man verwendet das oxalsaure Eisenoxydulsalz als Doppelsalz in fol- 
gender Form: KEisenvitriol wird in heissem Wasser aufgelöst, ebenso wird 
etwa halb so viel Oxalsäure in heissem Wasser gelöst und zu der Eisen- 
lösung gegossen. Nach ein paar Stunden ist der Niederschlag complet. 
Letzterer wird gewaschen, indem man ihn in kaltes Wasser bringt, umrührt 
und das Wasser abgiesst, was man einige Male wiederholt. 
Etwas neutrales oxalsaures Kali, welches man leicht käuflich erhält, 
oder bereitet, indem man Kleesalz mit kohlensaurem Kali neutralisirt, löst 
man in etwa dem dreifachen seines Gewichtes kochendem Wasser und löst 
darin so viel von dem gewaschenen oxalsauren KEisen, als sich lösen will. 
Wenn alles gewissenhaft gemacht ist, so ist die Lösung vollständig neutral. 
Die in der beschriebenen Weise erhaltene starke und reine Solution 
kann man mit dem fünf- oder zehn-, ja mit dem dreissigfachen Volumen 
Wasser verdünnen. ‘Es ist am besten, wenn sie neutral ist, eine schwach 
saure Reaction verhindert jedoch die Entwickelung nicht, ver- 
zögert sie jedoch. 
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