Neue Entwickler. 79
n Wenn zu einer Lösung von Eisenvitriol eine Quantität Wein-
steinsäure gesetzt wird, so kann man Aetzkali hinzu setzen, bis die
Lösung stark alkalisch wird, ohne dass sich das Eisen niederschlägt.
Man sollte glauben, eine solche Lösung müsste ein kräftiger che-
mischer Entwickler sein; sie ist jedoch vollständig wirkungslos.
Es verhalten sich also bei der chemischen Entwickelung eines
latenten Bildes die schwefelsauren HEisensalze gänzlich verschieden
von den organischen Eisensalzen, indem erstere dazu vollständig un-
6 brauchbar, weil absolut wirkungslos sind, während letztere sehr wohl
im Stande sind, ein derartiges Bild zu entwickeln. Lea sagt: „Es ist
N dies eine der anffälligsten Erscheinungen, die mir im Laufe meiner
. Untersuchungen vorgekommen sind. „Bei Collodium scheint
nr sich die Sache etwas anders zu gestalten; ich bin dabei
auf Schwierigkeiten gestossen, deren Ueberwindung mir
noch nicht gelungen ist. Ueber Gelatine bin ich noch nicht
im Stande, etwas mitzutheilen. Es scheinen eigenthümliche und ganz
unvermuthete Verschiedenheiten in der Wirkung verschiedener Ent-
wickler auf verschiedene Arten von Trockenplatten, die sämmtlich
ohne überschüssiges lösliches Silbersalz sind, zu existiren. Wie schon
bemerkt, habe ich alle meine Versuche nur mit Papier gemacht, was
auf Collodium und Gelatine keine Schlüsse zulässt. Die beiden
letzteren Arten erfordern ein besonderes Studium.“
, IV. Entwickelung mit Säuren. Phenylsäure, Glycerinsäure und
Gentiansäure mit Ueberschuss von Alkali haben eine beträchtliche
; reducirende Kraft, aber trotzdem sind sie nicht im Stande, ein Bild
zu entwickeln. Santoninsäure, Sinapinsäure, Gummisäure (?), Aepfel-
ı säure, Hippursäure und Vanadinsäure sind ohne Effect. Oelsäure
giebt ein Bild, welches heller ist als der Hintergrund.
V. Entwickelung durch Harze. Die Harze sind insofern mit den
Säuren verwandt, als sie sich grösstentheils mit Alkalien verbinden
können. Ist Kali im Ueberschuss vorhanden, so zeigen sie in der
Regel eine weit entschiedenere Entwickelungskraft, als die wirkungs-
vollsten der erwähnten Säuren.
Unter den Harzen zeigt das Guajac-Harz die entwickelnden
Eigenschaften am charakteristischsten. Löst man es in Ueberschuss
von schwacher Pottaschelösung, so giebt es ein fast ebenso lebhaftes
und kräftiges Bild, als Pyrogallus. Tolubalsam und Colophonium
zeigen mit Kali eine beträchtliche Entwickelungskraft, doch bei
weitem nicht so wie Guajac-Harz.
Podophilin-Harz entwickelte ziemlich energisch.
VL Entwickelung mit ätherischen Oelen, Die ätherischen Oele
lösen sich ebenso wie die Harze in wässerigen Kalilösungen und die
so entstandene Zusammensetzung hat oft eine mehr oder weniger
starke entwickelnde Kraft.
Nelkenöl schien das wirksamste. zu sein. In Kali gelöst und
natürlich sehr mit Wasser verdünnt, wirkt es langsam auf das Bild
und bringt es mit Regelmässigkeit und ohne Schleier heraus, so dass
man das Papier eine beträchtliche Zeit darin liegen lassen kann,
während dessen das Bild immer kräftiger wird.
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