1“ Der Pigmentdruckprocess,
Gelatine mehr abläuft. Man kann auch das zu entwickelnde Bild sich
selbst überlassen, indem man es mit der Pigmentseite nach unten auf
dem Wasser schwimmen lässt. Nur muss man sich dann hüten, dass
keine Luftblasen unter das Bild kommen. Je heisser das Wasser ge-
nommen wird, desto energischer greift es das Bild an. VUebercopirte
Drucke werden deshalb heisser, untercopirte kühler entwickelt. Man
ist im Stande, gewisse Partieen des Bildes beim Entwickeln noch be-
sonders herauszuheben, indem man z. B. auf den Kopf oder die Hände
eines Portraits einen warmen Wasserstrahl aus einem Theekessel vor-
sichtig giesst, Man kann dadurch treffliche künstlerische Effecte in
dem Pigmentbilde hervorbringen, wie sie in dem Silberbilde nur durch
Copir-Kunststücke möglich sind.
Unkundige sind darauf aufmerksam zu machen, dass die Pigment-
drucke feucht leicht verletzbar sind und nicht, wie im Wasser
liegende Albuminbilder, gerieben werden dürfen,
Beim Entwickeln ist noch Folgendes zu beachten: Geht das Papier
sehr rasch ‚herunter und erscheint das Bild sehr blass, so ist es zu
kurz belichtet; geht es schwer oder gar nicht herunter, so ist es zu
lange belichtet, oder das Papier hat sich freiwillig zersetzt. Im
letzten Fall ist das Bild verloren. Bei sehr feuchtem Wetter und
nach langem Trocknen kommt Selbstzersetzung vor. Um. zu prüfen,
ob ein Stück sensibilisirtes Papier noch unzersetzt ist, schneide man
ein Stück im Dunkeln ab und werfe es in warmes Wasser. Geht
die Schwärze leicht herunter, so ist das Papier noch brauchbar. Ueber-
copirte Bilder lassen sich durch heisseres Wasser, welchem man etwas
Ammoniak zufügen kann, oder im äussersten Fall durch warme 3 pro-
centige Sodalösung noch herausbringen, jedoch nicht ohne Verlust
der Halbtöne.
C. Das Gerben, Trocknen und Fertigmachen. Nach
dem Entwickeln werden die Bilder in kaltem Wasser gespült, dann
eine Viertelstunde lang in eine 4procentige Alaunlösung gelegt, um
sie zu gerben, in kaltem Wasser abgespült und endlich getrocknet.
Nachher können sie wie gewöhnliche Bilder zugeschnitten, aufgeklebt,
retouchirt und satinirt werden. Beim Aufkleben hüte man sich, die
feuchten Bilder zu reiben, sie sind feucht leichter verletzbar als
Silberbilder.
Dieser einfache Uebertragsprocess liefert nach gewöhnlichen Ne-
gativen verkehrte Bilder, er ist deshalb, streng genommen, nur an-
wendbar zunächst für verkehrte Negative. Gewöhnlich besitzt der
Photograph solche nicht. Für gewisse Aufnahme-Gegenstände, wie
Blumenarrangements, Ornamente etc. beeinträchtigte die verkehrte
Stellung gewöhnlich das Bild kaum.
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