Full text: Die Photographischen Copirverfahren mit Silber-, Eisen-, Chrom- und Uransalzen (2. Abtheilung)

116 Der Pigmentdruckprocess. 
Uebertragspapier erst in lauwarmem Wasser, bis es sich glitschig 
anfühlt, taucht es dann in kaltes Wasser, giesst auf die horizontal 
gelegte Platte mit dem Bilde etwas ganz sauberes kaltes Wasser und 
legt das doppelte Uebertragspapier mit der präparirten Seite auf, 
wie immer Luftblasen vermeidend. Darüber legt man ein Stück Taffet 
und überfährt es mit dem Quetscher wie früher angegeben. Dieses 
Uebertragen kann sofort mit dem nassen, eben entwickelten, alaunirten 
Glasbilde geschehen. Ist das Bild aber bereits trocken geworden, so 
weicht man es in kaltem Wasser und verfährt ebenso. 
Man lässt dann das Ganze in nur mässiger Wärme trocknen, wo- 
nach das Bild von selbst oder beim Lüften einer Ecke mit dem Feder- 
messer herunter geht. 
e) Fehler im Pigmentdruckverfahren. 
Die Beschreibung des Pigmentdrucks erhellt, dass derselbe ein 
vom Silberdruck total abweichendes und zwar’ complicirteres 
Verfahren ist. Beim Silberdruck sieht man das Bild erscheinen, 
beim Pigmentdruck nicht, 
Beim Silberdruck bleibt das Bild auf derselben Unterlage, beim 
Pigmentdruck muss es womöglich zweimal übertragen werden. Beim 
Silberdruck kann man auch ohne Entwicklung auskommen, beim 
Pigmentdruck nicht. Hieraus ergeben sich wieder Fehlerquellen. 
Die Fehler werden oft missachtet. Ein wirklich gelungener Silber- 
druck übertrifft einen Pigmentdruck an Sauberkeit und Feinheit der 
Lichter. Man versuche nur ein abgetöntes Bild in Pigmentdruck her- 
zustellen, dann eikennt man solches sofort. Dennoch giebt es 
Enthusiasten die das nicht. sehen wollen, die, entzückt von der Origina- 
lität des Verfahrens, das Resultat schöner finden, als es wirklich ist. 
Die modernen Richtungen der Malerei thun das übrige, die Gemüther 
zu verwirren. So glauben z. B. Viele, sie brauchten nur zum Gummi- 
druck (ein dem Pigmentdruck ähnliches Verfahren, aber ohne Ueber- 
tragung, welches wir in einem späteren Kapitel besprechen) zu greifen, 
um sofort „Künstler“ zu sein, Dazu gehört aber ein wenig mehr, 
namentlich ein Auge, welches künstlerisch ausgebildet ist, um das 
Product des chemisch-mechanischen Prozesses beurtheilen zu können.*) 
Manche gelungenen Bilder sind Zufallsstücke. Wir kennen Leute, 
welche ihre besten Bilder verurtheilen, ihre hässlichsten schön finden. 
So kommen oft recht bedenkliche Resultate heraus. Aber die Ver- 
wirrung der Gemüther ist gross. Wir sahen einen Gummidruck, eine 
*) Wer Menzels oder Lenbachs Farben und Pinsel anschafft, wird dadurch 
noch nicht zum grossen Meister.
	        
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