Full text: Die Photographischen Copirverfahren mit Silber-, Eisen-, Chrom- und Uransalzen (2. Abtheilung)

Der Velourprocess, 127. 
Die Weissen des Bildes liegen bald klar, die Schatten dagegen 
bedürfen noch der Aufhellung. Letztere werden nun vorsichtig mit 
einem etwas härteren Pinsel bearbeitet. Der Pinsel muss immer gut 
feucht gehalten werden und das Bild ab und zu mit Wasser benetzt 
werden, Besitzt das Negativ Wolken, so ist auf die Behandlung des 
Himmels besondere Obacht zu entfallen, andernfalls geht die Wolken- 
zeichnung leicht verloren. 
Die geschickte Anwendung des Pinsels verleiht grösstentheils 
dem Bilde erst die richtige Wirkung. Ein kleiner Strich hier, ein 
kleiner Strich da mit dem Pinsel wird die zu dunklen Partien auf- 
hellen. Man benutzt dazu Dachshaarpinsel von verschiedener Breite. 
Zuweilen wird der Ton ein so dunkler sein, dass die blosse Bearbeitung 
mit Pinsel nicht genügend wirkt. Man greift dann zu heissem, ja 
selbst zu kochendem Wasser oder man nimmt auch den dünnen Strahl 
eines Verdampfungsapparates zu Hülfe. 
Henneberg empfiehlt für die Entwicklung die Verwendung eines 
Zerstäubungsapparates ; es können hierzu die käuflichen Parfümzerstäuber 
aus Metall, welche man auf eine Glasflasche steckt, benutzt werden. 
Die Anwendung ist natürlich nicht für die Entwicklung aller Bilder 
möglich, ein kräftigeres Copiren ist hier Voraussetzung, 
Nach der vollständigen Entwicklung ist es erforderlich, jede Spur 
von Kaliumbichromat aus dem Bilde zu beseitigen, und bringt man 
es zu diesem Zwecke in eine Alaunlösung. Nachher wäscht man noch 
einige Minuten aus und hängt dann die Copien zum Trocknen an 
Klammern auf. 
F, Behrens*) beobachtete, dass dünn gestrichene Gummidrucke 
bis zu einem gewissen Grade Halbtöne liefern. Eine dem Platinpapier 
ähnliche Gradation soll man erzielen, wenn das transparent gemachte 
Gummipapier von der Rückseite copirt wird. 
D. Der Velourprocess. 
Der Velourprocess**) (Sägemehlverfahren) ist eine dem Gummidruck 
verwandte, neuerdings eingeführte Modification des Pigmentverfahrens, 
deren Resultate allerdings von der „unscharfen Richtung“ nichts an sich 
haben, im Gegentheil durch die Feinheit der Ausführung, namentlich 
der Halbtöne, geradezu bestechend wirken und an die alten Schwarz- 
kunstblätter erinnern. Freilich gelingt dieser „Sammetdruck“ nicht so 
leicht. Wir haben in der Reihe unserer Schüler so viele Misserfolge 
erlebt, dass wir die Cultur des Verfahrens dem Belieben jedes Einzelnen 
*) Phot. Mittheil XXXIV, 350. 
**) Bei den Franzosen Charbon Velours genannt.
	        
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