Die Handretouche.
eben so dunkel erscheinen als der benachbarte Grund. Dazu genügt
in vielen Fällen ein einfaches Ausflecken, d.i. ein Zudecken der
durchsichtigen Punkte im Negativ mit Hülfe eines spitzen Pinsels
mittelst Lampblack oder. chinesischer Tusche,
Hält die Farbe auf dem Lack nicht ohne Weiteres, so hilft Zu-
satz von wenig Gummi oder Mattreiben der Lackschicht mittelst zarten
geschlemmten Bimsteinpulvers, das man mit dem Finger vorsichtig
verreibt. Nur wenige Photographen, z. B. Reichard und Lindner in
Berlin, arbeiten auf der mit einer Gummilösung 1:10 überzogenen
Collodiumbildschicht.
Man giesst diese Lösung auf, nachdem das Negativ fixirt und
gewaschen ist, verdrängt durch eine erste Portion das Wasser und
giesst noch eine zweite Portion nach. Die trockene Gummischicht
erfordert aber ein sehr vorsichtiges Arbeiten, namentlich mit Blei-
stift. Die so hergestellte Retouche hat aber den Vortheil, nach dem
Auftragen des Lacks durch diesen geschützt zu sein, während die
Retouche auf dem Lack beim Copiren allmählich abgerieben wird.
Für einige Dutzend Copien sitzt jedoch die gewöhnliche Lackretouche
fest genug. Halbdurchsichtige Stellen oder solche, die man nur
schwach decken will, behandelt man am besten mit Bleistift. Nur
bei breiten Flächen pflegt man Retouche an der Rückseite vor-
zuziehen, indem man gummihaltige Farbe möglichst gleichmässig auf
der Glasseite an betreffender Stelle entweder in Strichen aufträgt
oder breit übermalt, und nach dem Halbtrockenwerden mit einem
breiten flachen Borstenpinsel, dem sogenannten Vertreiber, betupft.
Dieser macht die Farbe gleichmässig. Die über den retouchirten
Stellen wegstehenden Theile wischt man ab. Schmälere Theile werden
auf dem Lack mit Bleistift retouchirt.
Man muss dazu verschiedene Bleistifte, vom weichsten bis zum
härtesten disponibel haben; je nach dem Lack und der gewünschten
Intensität der Retouche wird bald der eine, bald der andere dienlich
sein. Man benutzt das Blei zunächst zum Decken von Falten und
Flecken im Gesicht, indem man diese mit Blei passender Härte nach
dem Mattiren*) des Lacks übergeht und sie entweder völlig ver-
schwinden macht oder sie nur mildert, letzteres ist bei Falten das
Naturgemässere; ferner zum Wegbringen von Schatten. So deckt
*) Bei gewissen weichen Lacken ist das Mattiren oft nicht nöthig. Statt
des Mattirens hat man auch Ueberwischen mit Ricinusöl vorgeschlagen. Man
betupft die betreffenden zu retouchirenden Stellen mit Oel, verreibt es mit Kork
und wischt es mit weichem Papier wieder ab. Das Mattoläin, das man
empfiehlt, um Lack zur leichtern Annahme von Bleistiftretouche geschickt zu
machen, ist eine. Lösung von Mastix in Terpentinöl oder Lavendelöl.
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