\ Die Negativretouche.
bestimmten Form geändert werden, Dagegen kann der fleischige Theil,
der im Alter oft eine überwuchernde und ungestaltete Ausdehnung
annimmt, etwas verringert werden, ohne der Aehnlichkeit zu schaden.
Der Mund ist in seiner leichten Beweglichkeit, in dem Herab-
senken oder Heben seiner Winkel, in seiner grösseren oder geringeren
Ausdehnung ein Hauptmerkmal innerer Vorgänge; oft kann, was bei
der Aufnahme, besonders bei Kindern, versäumt wurde, durch kluge
Retouche eingebracht werden. Man trenne zunächst die Schnittflächen
des Mundes, die Lippen von dem eigentlichen Spalt; ebenso wie die
Mundwinkel. Man reinige erstere von den hässlichen Sprüngen. Die
Form des Mundes kann durch Hervorheben der Grenzen und deren
vorsichtige Regulirung leicht sehr verschönert werden. Wenn sich
in höherem Alter der Mundschlitz in die seitlich nach unten zu auf-
tretenden Falten der Mundwinkel verläuft, so sorge man, dass diese
gemildert, wenigstens nicht so stark im Ton erhalten bleiben, wie
die Lippen. Oberhalb des Mundes treten ebenfalls im Alter grössere
Einsenkungen und Falten auf, die leicht den Eindruck eines unrasirten
Bartes machen. Sie können entfernt werden. Nur achte man auf
die verschiedenen Lichtwerthe der zwischen Mund und Nase gelegenen
Partien, speciell auf die Klärung der von der Nasenscheidewand zur
Mitte der Oberlippe laufenden Erhöhung. Die Schärfe der Lippen-
kanten nach Aussen ist sehr wechselnd. Weiche, stark aufgeworfene
Lippen erhalten mehr Licht, als normal gespaltene. Man darf im
ersteren Fall die Grenzen nicht zu stark hervorheben, um nicht eine
Partie anzudeuten, deren Form und Zeichnung nicht durch ihren
Lichtwerth bestätigt wird. Die Mundwinkel dürfen höchstens ge-
mildert und bei alten Köpfen verkleinert, nie aber fortgebracht
werden; und zwar kann diese Milderung unterhalb stärker vorgehen,
als! oben, da das Herabhängen der Mundwinkel ein Hauptzeichen des
durch Erschlaffung, Traurigkeit oder dergleichen hervorgebrachten.
üblen Ausdrucks ist. Die Zähne sind in den meisten Fällen sehr
schattig. Sie durch Tilgung ihrer Zwischenräume mit den Lippen zu
verschmelzen, wenn ein offener Mund erwünscht ist, ist vielleicht
rathsam, wenn die Oeffnung nicht zu gross ist, da sonst das Resultat.
übermässig grosse Lippen sein würde.
Das Auge ist so sehr einer der wichtigsten Theile des Ge-
sichtes, dass sich schon während der Aufnahme die gespannteste Auf-
merksamkeit des Photographen auf die Richtung, den Ausdruck, die Um-
gebung desselben richtet, Nichtsdestoweniger bleibt der nachhelfenden
Hand des Retoucheurs bei vielen Gelegenheiten noch Arbeit genug
übrig. Einige von diesen Fällen mögen hier erwähnt werden. Der
oft beim Beginn der Exposition klare und sichere Blick trübt sich;