Die Principien der Negativretouche von Portraits. J
die Augenlider und Augäpfel sinken fast unmerklich herab und die
Glanzlichter am oberen Theil der letzteren werden verschwommen
oder auch wohl ganz durch die darüber gelagerten Wimpern verdeckt.
Man kann hier leicht helfen, wenn man die Ränder der Iris im
Negativ scharf umzeichnet und die Glanzlichter deckt. Häufig kommt
es vor, dass die Glanzlichter des im Schatten gelegenen Auges stärker
auftreten, als diejenigen der beleuchteten Gesichtshälfte; hier muss
selbstverständlich nach beiden Seiten hin ausgeglichen werden. Aehn-
lich werden auch die unteren Lider durch allzu häufiges Blinzeln un-
scharf. An deren Rande findet sich in der Regel ein scharf gezeich-
netes, sehr deutliches Licht, fast immer heller, als der Ton des
Weissen im Auge, welches sich sehr gut im Negativ verstärken und
klären lässt. Durch das Weisse des Auges ziehen sich störende, be-
sonders im Alter auffälliger werdende Aederchen, die in der Photo-
graphie den Eindruck des Fleckigen oder Verwitterten machen. Sie
können durchaus entfernt werden; nur achte man darauf, dass hierbei
das Weisse nicht zu hell werde.
Was die Umgebungen des Auges betrifft, so fällt zunächst der
über demselben gelegene fleischige Theil als zu dunkel unangenehm
auf. Man suche durch Aufhellen desselben die Formen der Augen-
brauen und der über dem oberen Augenlid gelegenen Falten zu klären
und die photographischen Tonverhältnisse derselben den natürlichen
näher zu bringen. Die sogenannten Thränensäcke unter den Augen
werfen ebenfalls einige der schon oben erwähnten Schatten, welche
fast immer zu dunkel wirken. Die an dieser Stelle bei älteren Per-
sonen stets auftretenden Hautfalten können in gemilderter Form in
ihren horizontalen Hauptzügen erhalten werden, nur möge man die
durch letztere kreuzweis hindurchziehenden, sehr wirren Runzeln ent-
fernen, hierdurch klärt sich die den untern Augenrand annähernd
parallel verfolgende Anordnung der Falten, welche in ihren inneren
Endpunkten im Augenwinkel zusammentreffen, Unmittelbar an die
unterste dieser Falten grenzt das auf dem unteren Augenhöhlenrand
fest anliegende Fleisch der oberen Backe, welches man in seiner fast
stets wiederkehrenden Bogenform durch Sammlung des Lichtes recht
deutlich zu erhalten suche. Ein an dieser Stelle, zwischen Jochbein
und Augenwinkel nach unten verlaufender Schatten ist entweder Folge
einer dunkleren Farbe der Backen oder aber einer Magerkeit, die
dem Gesicht leicht einen verkümmerten und traurigen Ausdruck ver-
leiht. Man kann ihn in leichteren Fällen entfernen, in stärkeren
wenigstens mildern. Was die am Aussenwinkel des Auges zuweilen
vorhandenen Fältchen, die sogenannten Krähenfüsse angeht, so sind
dieselben zu charakteristisch, um ganz entfernt werden zu können.