Sphärische Aberration und Anomalien schiefer Kegel. 85
event. schon hierdurch allein corrigirt werden. Es ist dies eine der
Ursachen, warum weit getrennte Linsen für photographische Systeme
leichter gut corrigirt herzustellen sind als eng liegende Linsen.
Wenden wir jetzt die sphärische Abweichung auf die Cardinalpunkte
der Linsen und Linsensysteme an, so haben wir weiter nichts zu thun,
als oc für die beiden conjugirten Punkte, das optische Centrum und
den ersten Cardinalpunkt und das optische Centrum conjugirt mit dem
zweiten Cardinalpunkt für die dem Sehfeld des Systems entsprechende
Einfallshöhen ss, ... ganz so zu bestimmen, wie bei den Linsen oben
gezeigt worden ıst. Es können also die Cardinalpunkte ebenso wohl
unter und übercorrigirt sein, wie es die Bilder anderer Objecte auf der
Axe des Systems sind. Wir müssen nun fragen, was ist denn der
Effect, wenn sphärische Aberration den Bildern, der Objecte und den
Cardinalpunkten des Systems anhaftet? Wir haben im ersten Kapitel
gesehen, dass die Bildgrösse eines Objectes von der Brennweite
der Linsensysteme abhängt, und dass dieselbe bestimmt wird durch
die Entfernung des zweiten Cardinalpunktes zur Bildebene. Wir müssen
nun verschiedene Fälle hier unterscheiden, es können z. B. die Cardinal-
strahlen unter oder übercorrigirt oder frei von Aberration sein, das
Bild ebenfalls. Mögen diese verschiedenen Combinationen der Ab-
weichungen jedoch sein wie sie wollen, es kommt in diesem Fall
nur darauf an, ist die Strecke vom zweiten Cardinalpunkt der Axen-
strahlen bis zur Bildebene der Axenstrahlen dieselbe, wie die Strecke,
welche. vom zweiten Cardinalpunkt der schiefen Kegel (also der mit
sphärischer Aberration behaftet ist) bis zum Bildpunkt der Randstrahlen
dieselbe oder nicht! Sind diese beiden Strecken (welche die Brenn-
weiten, nicht Bildweiten, der centralen und Randstrahlen event. für
schiefe und centrale Lichtkegel) einander gleich, so ist das Bild der
Randstrahlen eben so gross, wie das der Centralstrahlen. Betrachtet
man daher das Bild eines rechtwinkligen Netzes durch solche Linse
oder Linsensystem, so wird es überall gleichviel verkleinert oder ver-
grössert, erscheint also unverzerrt! Sind diese beiden Brennweiten
jedoch nicht gleich, so erscheint das Bild eines solchen Netzes ver-
zerrt. Man nennt diese Erscheinung die Distortion und scheinen
darüber und über diesen sehr einfachen Zusammenhang viele Lehr-
bücher im Unklaren zu sein! Wir wollen nun die verschiedenen
Fälle, die vorkommen können, und die Art und Weise, wie sich diese
Erscheinung äussert, unter den hauptsächlichsten Verhältnissen etwas
näher betrachten. Bei einer einfachen Biconvexlinse sind beide Aber-
rationen untercorrigirt. Benutzt man eine solche Linse oder Loupe,
so vergrössert diese um so mehr, je kleiner ihre Brennweite ist. Es
ist aber die Randbrennweite (in Folge der Untercorrection beider