Sphärische Aberration und Anomalien schiefer Kegel. ST
jectes angesehen haben, wie eine biegsame Platte, also etwa wie eine
Platte aus Wachs oder Walzblei, auf welche man, wenn dieselbe noch
in ebenem Zustande ist, ein quadratisches Netz gezeichnet hat und
welche nachträglich gewölbt wurde, nothwendiger Weise das Netz mit
gekrümmten Linien darstellen muss! Nun, so einfach liegt die
Sache freilich nicht! Wir werden später sehen, dass die Bildwölbung
aus ganz anderen Ursachen entspringt, wie die Distortion, und kann
man in der That ein verzerrtes Bild in der Ebene darstellen, wie man
auch auf einer gewölbten Bildfläche ein Netz geradlinig darstellen
kann. Unser menschliches Auge bietet das nächstliegende Beispiel.
Die Retina, auf welcher das Bild entsteht, ist nahezu kugelförmig,
und entwerfen die Linsen des Auges dennoch ein distortions-
freies Bild auf dieser Retina. Ich habe wenigstens niemals die
geradlinigen Objecte der Aussenwelt krummlinig gesehen, auch nie
gehört, dass andere mit gesunden Augen solche krummlinig gesehen
haben! Der deutsche Name für Distortion ist Verzeichnung; der
Unterschied in beiden Ausdrücken besteht jedoch noch darin, dass man
unter Distortion die oben definirte Verzeichnung versteht, während
Verzeichnung im weitern Sinne auch diejenige Verzerrung der
Bilder in sich begreift, welche dadurch entsteht, dass das einen körper-
lichen Raum einnehmende optische Bild auf eine Ebene projieirt
wird und die ferner dadurch entsteht, dass die optische Axe des Appa-
rates nicht normal gegen das aufzunehmende Object gerichtet ist.
Diese beiden Arten der Verzeichnung finden auch dann noch statt,
wenn der Apparat gänzlich frei von dem oben erwähnten Fehler der
Distortion ist, der aus den ungleichen Brennweiten der
verschiedenen Zonen der Linsen herrührt.
Ein Beispiel an einem Meniscus (der gebräuchlichsten Linsenform)
in der Photographie mag den Vorgang der Distortion noch besser er-
läutern: Fig 28 stellt ‚einen positiven Meniscus dar, die Constanten
desselben sind: 1, = 40; 7, = 50, q== 15, n= 1,5, cC= — 60 nach
Formel No. 11. Es‘ sei nun
die Einfallshöhe eines Cardinal- ig 28
strahls = s = 15, so ist dessen
Winkel mit der optischen Axe =
0 = 45° 24 533°, Mit Hülfe
einer einfachen trigonometrischen
Rechnung findet man die beiden
Winkel des Cardinalstrahls nach
seiner Brechung in Luft =.0 =
38° 23’ 31", hieraus ergiebt sich die Lage der Cardinalstrahlen von ihren
zugeordneten Scheiteln gemessen X* = — 16,0117 und £* = —20,0147,