Vorwort.
tische Versuche und Correctionen an den Elementen des Linsen-
systems endlich zu irgend einem mehr oder minder guten
Resultat gelangt; zuweilen von ganz irrigen theoretischen
Ansichten ausgehend; dann Regeln daraus für sich ab-
leitend, die natürlich, weil einseitig, bei erster Gelegenheit
versagen. Ein dritter Weg ist der, dass man auf dem noch müh-
sameren Wege fast alles trigonometrisch berechnet; also ähn-
liches auf dem Papier vornimmt, was der vorhergenannte
Optiker in seiner Werkstatt durch Probiren und Umschleifen der
Linsen ausführt. Im Ganzen ist dieser Weg schon um eine
Stufe besser wie der vorhergehende, zumal er auch besser Con-
trolle übt über das, was wirklich vorgeht, und vor den vor-
hergenannten Irrthümern bewahrt; er passte aber eigentlich
besser in die Zeit des Euclid, als in die jetzige!
Ein viel besserer Weg ist aber der, alle an ein Linsen-
system gestellte Bedingungen in Gleichungen darzustellen und
dann das ganze Problem wie eine compliceirte Aufgabe der
mathematischen Physik nach dem Näherungsverfahren zu
lösen. Eine vortreffliche Hülfe gewährt hierbei die graphische
Darstellung der in Betracht kommenden Funetionen in Curven.
Möge diese Schrift dazu beitragen, Mathematiker ersten
Ranges zu veranlassen, ihre Studien in der vierten Dimension
oder ähnliches vorläufig bei Seite zu legen, und sich mehr wie
bisher mit diesem höchst interessanten Theil der mathemati-
schen Physik zu beschäftigen, die Theorie in ihren Feinheiten
mehr auszubilden, die Formeln geschmeidiger zu machen und
den praktischen Optiker mit Tabellenwerken zu versehen,
aus denen er die Vorschriften der "Theorie entnehmen kann,
wie es Prof. Petzval s. Z. schon angedeutet hat. Einen Weg,
den ich empfehlen kann, wie ich ihn im Eingang dieser Schrift
nur skizzenhaft benutzt habe, ist der, den Begriff der Kraft
und der Arbeit ähnlich wie in der Wärmetheorie einzuführen
und diesen mit Hülfe der neuesten Errungenschaften auf dem
Gebiet der höhern Mathematik auszuwerthen.
London, Juni 1591.
Dr, Hugo Schroeder,
Optiker.