Full text: Die Elemente der Photographischen Optik (Ergänzungsband)

12! IV. Kapitel. 
Warren de la Rue, welche derselbe zu zwei verschiedenen Zeiten auf- 
genommen hat, um ein stereoskopisches Bild unseres treuen Begleiters 
im Weltraume zu erhalten, als ob der Mond nur die Grösse eines 
Spielzeuges hätte, da die ideale Augenweite Tausende von Meilen 
beträgt! Geschichtlich sei noch erwähnt, dass der berühmte Maler 
Leonardo da Vinci bereits bemerkte, dass die Abbildung eines Gegen- 
standes in einer Ebene (also ein Oelgemälde) nicht naturgetreu dar- 
stellen könnte, da, wie ich mich oben ausgedrückt habe, das „Hinten- 
herumsehen“, die binoculare Stereoskopie fehlte! Die Malerei ist daher 
darauf angewiesen, durch den Effect von Licht und Schatten, von Luft- 
perspective etc. diesen Mangel zu ersetzen; daher kommt es auch, dass 
diese Hülfsmittel um so besser wirken, wenn man nur ein Auge zum 
Betrachten eines solchen Gemäldes verwendet und ausserdem noch 
(etwa durch einen Hohlconus) alles fremde Licht ausschliesst. Indess 
fühlt man den Mangel an Stereoscopie sogleich, wenn man das Bild 
mit beiden Augen zugleich betrachtet, oder der Standpunkt, von dem 
man es betrachtet, nicht der richtige ist! Die Malerei könnte daher 
einen grossen Fortschritt machen, wenn sie wollte, und alles stereo- 
skopisch malte, d. h. zwei perspectivisch, in richtigem Grade ver- 
schiedene Ansichten des darzustellenden Gegenstandes lieferte und diese, 
die eine, nur dem rechten Auge des Beschauers, die andere dem linken 
Auge zugänglich machte. Alsdann noch die dabei nöthige vortreff- 
liche Beleuchtung der beiden Gemälde herstellend, müssten solche 
allerdings weit mühevoller herzustellenden Kunstwerke einen ganz 
überwältigenden Eindruck auf den Beschauer hervorbringen. Der Raum 
gestattet es hier nicht, auf diesen interessanten Gegenstand weiter ein- 
zugehen; für den sich dafür Interessirenden empfehle ich die ange- 
gebene Literatur hierüber, besonders aber den Brewster. 
Es sei nur noch erwähnt, dass die ersten Kenntnisse über stereo- 
skopisches Sehen sich bis Euclid über 2000 Jahre zurückdatiren und 
war es auch hier die Kugel, welche als Object zu genauerm Studium 
dieser Erscheinung aufforderte. Später hat sich auch Porta (der be- 
kannte Erfinder der Camera obseura) damit beschäftigt „De Refractione 
Optices parte lib. V, p. 132 und 143—5, Neapel 1593“ und noch 
viele Andere bis Wheatstone 1838, das bekannte von ihm erfundene 
Stereoskop veröffentlichte und noch mehr durch Brewster’s Stereoskop; 
von der Zeit an hat diese Sache allgemeineres Interesse erregt und 
ganz besonders, als noch zu der Zeit, wo nur Daguerreotype existirten, 
bereits die Anwendung der Photographie das Stereoskop zu dem schönen 
und weit verbreiteten Instrumente machten, als welches wir es jetzt 
kennen. Seinen Höhepunkt wird es wahrscheinlich erst erreichen, wenn 
wir es mit Photographien in natürlichen Farben versehen können. 
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