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portional ist. Verringert wird dieselbe daher nur durch. Ver-
orössern der Oeffnung; nach der Ansicht, welche Schwerd in seinem
Werke vertritt und welche er praktisch an einigen Fraunhofer’schen Fern-
rohrobjectiven geprüft hat und auch in so weit bestätigt gefunden hat,
dass der berechnete Diameter der Beugungsscheibe immer etwas grösser
ausfiel als der Beobachtete. Prof. Abbe, Geheimrath v. Helmholtz
haben indess schon früher auf den grossen Kinfluss hingewiesen,
welchen der Oeffnungswinkel der Linsen, d. h. der Winkel, unter
welchen sich die Strahlen im Bilde schneiden, auf die Verringerung
der Beugungsaberration hat. Ich habe früher selbst viele Unter-
suchungen darüber gemacht und einen Theil derselben auf der
50. Versammlung der Naturforscher in Hamburg vorgetragen. Nach
meinen Unternehmungen gilt Schwerd’s Formel nur für einen Oeffnungs-
winkel = 0. Also für eine Lochcamera und weicht das Resultat
um so mehr von der Wahrheit ab, je grösser die Apertur des photo-
graphischen Apparates ist. Für kleine Aperturen kann man aber
gleichwohl die obige Tafel für Näherungswerthe ganz gut gebrauchen.
Nehmen wir an, die Tafel sei richtig und die Natur hätte hei der
Construction der Augen der Geschöpfe nichts dagegen gethan; dann
würde die Beugungsaberration im menschlichen Auge circa 1 Bogen-
minute gross sein, ein Werth der als trennende Kraft angesehen, auch
nahezu mit der Wirklichkeit stimmt. Es sei dagegen die Pupille
eines Insectenauges 0,01 mm weit, so würde der Beugungsfehler bereits
fast 8° betragen und dies sind ja noch lange nicht die kleinsten
Pupillen der Insectenaugen. Eine solche Grösse der Beugungsaber-
ration würde aber fast so schlimm wie Blindheit sein! Aehnlich so,
als ob wir mit unsern Augen (ohne geeignete Brille) etwas unter
Wasser erkennen wollen, d, h. wenn unser Auge mit dem Wasser in
directer Berührung ist!
Aus den Untersuchungen, welche ich über Beugungsaberration
angestellt habe, ging hervor, dass Achromate, deren w sich der Ein-
heit nähert, eine kleinere Beugungsaberration haben als solche aus
stark dispergirenden Medien hergestellte. In dieser Richtung wäre
demnach unser Auge auch vorzüglich gut; so wie auch sehr viele
der photographischen Linsensysteme. Mit Hülfe kleiner.Aenderungen
an der sphärischen Gestalt der Linsen kann man gleichfalls den
Beugungsfehler verändern, doch führen diese Untersuchungen zu weit
von dem hier vorliegenden Zweck ab. Dagegen ist die Beugungs-
aberration keineswegs von unerheblichem Kinfluss bei den Moment-
verschlüssen, welche zum Zweck der Momentphotographien hergestellt
werden. Das Unvortheilhafteste ist in dieser Richtung ein schmaler
verstellbarer Spalt, welcher schnell vor dem Objective oder wenigstens
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