4B0 VI. Kapitel.
„malerische Unschärfe“ zu erzeugen. . Das Verfahren dazu war richtig,
die Ansicht eine verkehrte. Hätte es sich nur darum gehandelt, eine
allgemeine „malerische Unschärfe‘ zu erzeugen, so hätte man die
Bildung scharfer Contouren zerstören müssen (innerhalb einer gewissen
Grenze)! Dies erreicht man aber nicht durch die Introduction der
sphärischen Aberration. Die Bildeontouren bleiben scharf und um-
ziehen sich nur mit einem Lichtnebel!
Hätte man statt dessen eine annähernd planparallele Glasplatte
(die mit vielen kleinen, gleichförmigen Unregelmässigkeiten behaftet
wäre) vor dem Objectiv eingeschaltet, so hätte man diese Absicht
wirklich erreicht!
Da die Introduction der sphärischen Längenaberration sich von
den bisher versuchten Mitteln zur Compensation der Tiefenaberration
noch am geeignetsten gezeigt hat, so wollen wir diesen Gegenstand
näher betrachten und zu diesem Zweck als Grundlage den Vorgang
der Tiefenaberration zuerst genauer behandeln. Bisher hatte man sich
Gm nur auf die Betrachtung des
Längsschnittes des Lichtkegels
beschränkt, der die Mitte des
optischen Bildes einnimmt und
die schiefen Kegel unberück-
sichtigt gelassen. In Fig. 46
ist ein solcher Längsschnitt
dargestellt. Es sei b die Bilddistance irgend eines von einem Objeecte
durch das Linsensystem erzeugten Bildes. In b, sei das von einem
näher liegenden Objecte erzeugte Bild. Will man nun die Visirscheibe
so einstellen, dass die Tiefenaberration ein Minimum wird, so muss
dieselbe an der Stelle stehen, wo beide Kegel von b und b, sich gegen-
seitig durchschneiden und den Abweichungskreis der Tiefenaberration
@ bilden. Die Grösse desselben ergiebt sich aus der halben Oeffnung
der Eintrittspupille (event. des Diaphragmas) des Apparates &, wo
ß+ 7 No. 37 ist und x die Bildtiefe, d. h. b, — b bedeutet. Der
einfachste Fall ist der, wo b gleich der Brennweite ist, daher die
Strahlen zur Bildung der Bildweite b parallell einfallen; während b,
durch irgend ein näheres Object mit Hülfe des nun divergent ein-
fallenden Lichtes erzeugt wird. Die einfache, hieraus abzuleitende
Regel lautet also: „man nehme das Oeffnungsverhältniss des Apparates
z. B. 3/8 doppelt, also $/16 in diesem Fall, und multiplieirt dieses
mit der Tiefendimension des Bildes r, so erhält man den linearen
Werth des kleinsten Abweichungskreises der „Tiefenaberration‘‘. Ver-
gesse aber nicht, dass dies, streng genommen, nur für die Bildmitte
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