1h- VI. Kapitel.
dass es keineswegs gleichgültig ist, in welcher Weise das Licht von
den Condensatoren auf das Negativ geworfen wird, und dass das Licht-
quantum (das übrigens nur von der numerischen Apertur des Conden-
sors abhängt, falls es nicht auf seinem Wege fehlerhaft abgeblendet
wird) es allein nicht ausmacht! Es muss noch die zweite Bedingung
erfüllt werden, dass das gesammte Beleuchtungssystem nur einen ein-
zigen Focus besitzt! Es werden aus Unkenntniss gerade in diesem
Punkt häufig Verstösse hiergegen gemacht, die zur Folge haben, dass
nicht allein die Definition des vergrösserten Bildes dadurch leidet,
sondern auch Lichtverluste dadurch stattfinden, dass sämmtliche Dia-
phragmen und Linsenfassungen wohl die Kegel des einen Beleuchtungs-
focus frei passiren lassen, aber nicht des zweiten, der eine ganz
andere Lage hat! Ein ganz gewöhnlicher Verstoss besteht darin, dass
man einen parabolischen Spiegel mit einer Biconvexlinse (vor der
Oeffnung desselben) verbindet, Fig. 50 stellt stellt solche fehlerhafte
Die. 50. Verbindung dar. Das von der Licht-
quelle ausgestrahlte Licht wird, so
weit es auf den Spiegel fällt, parallel
ge” gemacht, und convergirt natürlich nach
© dem Focus I der Biconvexlinse. Da-
/ ‚7 gegen wird das direct auf die Linse
; fallende Licht fast parallel gemacht,
nach dem sehr weit entfernten Focus II convergiren. Statt also
durch solchen Apparat fast 360° (ähnlich dem Petzval), ausnutzen
zu können, verstreuet man vieles Licht gegen die Seitenwandungen
des Apparates, beleuchtet durch dies zerstreuete Licht das Feld in
schädlichem Grade, und erzeugt doppelte Contouren des Objectes durch
die zwei weit getrennten Foci I und II. Wie man sieht, liegt die
Sache beim Petzvalapparat anders. Die grösste numerische Apertur
des katoptfrischen Theils wird durch einen sphärischen Spiegel ge-
bildet, dessen Krümmungscentrum der Flamme sehr nahe liegt, d. h.
um den Betrag der sphärischen Längenaberration der Biconvexlinse
entfernt liegt, und auf diese Weise die Beleuchtung der Biconvexlinse
gerade in den Theilen verstärkt, wo es nöthig ist. Dieser sphärische
Hohlspiegel, der die numerische Apertur -E 1 besitzt, wirft nun den
Theil des Lichtes, welcher die numerische Apertur der Biconvexlinse
+ 0,6 betragend, übersteigt, auf den zweiten (elliptisch?) geformten
Theil des Spiegels, der mit Hülfe dieser zweimaligen Reflexion die
Strahlen schliesslich unter einem solchen Winkel auf die Biconvex-
linse wirft, als kämen sie von demselben leuchtenden Punkte wie die
centralen Strahlen her, gleichfalls wieder die Compensation der sphäri-
schen Aberration an dieser Linse berücksichtigend! Es sind also in
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