Untersuchungsmethoden. 161
stand sphärischer Längenaberration auf der Hauptaxe besässe, wodurch
das ganze Bild verschleiert wird, so wäre das ein unverzeihlicher
Fehler; wenn aber dasselbe System bei grösserem Sehfeld den Rand
des Bildes nicht in höchster Schärfe darstellt, so wäre dies ein
Fehler von ziemlich untergeordneter Art, indem eben wenig oder gar-
nichts darauf ankommt, ob etwas von der Decoration in weichem
verwaschenem Tone erscheint; ja viele Photographen haben es sogar
recht gern. Wenn aber ein Linsensystem, das als Weitwinkel mit
kleiner Apertur dienen soll, schnell gegen den Rand des Bildes ab-
fällt, so ist es so gut wie unbrauchbar, während vielleicht dasselbe
(absolute) Quantum der sphärischen Längenaberration, welche das
Portraitsystem unbrauchbar macht, bei der engen Blende des Weit-
winkels‘ gar nicht in Betracht kommt! Dagegen giebt es Fehler,
welche unter allen Umständen verschwindend klein sein sollen bei
allen Arten der photographischen Linsensysteme, wie z. B. soll die
Farbenlängenaberration bei allen so weit gehoben sein, dass keine
Focusdifferenz sichtbar wird! Ferner darf z. B. für kein Linsensystem
ein Material zu den Linsen verwandt werden, welches durch seine gelbe
Farbe den grössten Theil der actinischen Strahlen absorbirt! Und
was dergl. Dinge mehr. sind. Was die Auswahl der Untersuchungs-
methoden selbst anbetrifft und die dazu dienlichen Instrumente, so
müssen die Methoden für den Photographen einfach sein und keine
kostspieligen Instrumente erfordern. Anders ist es, wenn irgend ein
öffentliches Institut sich solche zum Zweck der Untersuchungen im
Interesse vieler Photographen anschafft, in diesem Fall ist es leicht,
theure aber höchst zuverlässige feine Messinstrumente zu construiren,
welche diesen Zwecken dienen. Auch kann man alsdann ganz andere,
sehr feine Methoden anwenden.
I. Classe derselben:
Bestimmung der äquivalenten Brennweite eines Linsensystems
und der damit zusammengehörigen Bestimmung der Cardinalpunkte,
Zu diesem Zweck sind eine grosse Anzahl verschiedener Methoden in
Vorschlag gebracht worden, die aber häufig nur in der Form ver-
schieden sind.
Vor allen Dingen muss man sich aber klar sein, welche Brenn-
weiten eines Linsensystems man messen will, und welche Cardinal-
punkte. Diese Forderung scheint auf den ersten Blick etwas absurd;
indem noch häufig die Meinung vorherrscht, ein Linsensystem könne
nur eine Aequivalentbrennweite haben, und nur zwei Cardinalpunkte.
Wenn wir von dem Fall absehen, dass das erste und letzte Medium
nicht dasselbe ist, da in der Photographie wohl immer Beides die
Luft sein wird, so haben wir schon früher gesehen, dass z. B. die
Schroeder, Photographische Optik, 11