VIIL Kapitel.
Kurze Beschreibung der bemerkenswerthesten Linsensysteme für
Photographie.
Als Daguerre seine Daguerrotypen zuerst herstellte, waren nur
Linsen für die Camera obseura vorhanden und war ja gerade die
Photographie aus dem Wunsche entstanden, das schöne lebensvolle
Bild der Camera obscura anders als auf dem mühsamen und unsicheren
Wege, durch Nachzeichnen, festzuhalten. Porta erfand bekanntlich
zuerst die sog. Lochcamera, welche er 1560 in seinem Werke „Magia
Naturalis“ publicirte. Später verbesserte er das Bild derselben durch
Hinzufügung einer Convexlinse (eine Sache, die er anfänglich geheim
hielt‘). Man bemühete sich später, diese Camera obscura zu verbessern
und versuchte schon damals, das Bild derselben gleichförmiger in der
Qualität über das ganze Feld zu erhalten. Der Weg, den man dazu
einschlug, war von den jetzigen verschieden. Man befestigte die
(meistens biconvexe Linse von langer Brennweite) in eine hölzerne
Kugel, welche ecylindrisch ausgebohrt war. In dieser Ausbohrung war
in ein cylindrisches Rohr die Iiinse gefasst und mit demselben, zum
Zweck des Focussirens, verschiebbar. Man nannte diese um das
Jahr 1775 schon. allgemein verbreitete Einrichtung einen „Scioptric-
Ball“ siehe (Fig. 55). Dieser dem menschlichen Auge ähnelnde Ball
wurde in den Laden eines verfinsterten N res
Zimmers eingesetzt und konnte nun P
nach allen Seiten gerichtet werden, so
dass man immer im Stande war, irgend
ein Object in die optische Axe (den
besten Theil des Bildes) zu bringen.
Die Schirme, welche das Bild auffingen,
waren gleichfalls (entweder auf Rollen oder in Schnüren) nach allen Seiten
beweglich, so dass man in dieser Einrichtung das Urbild der jetzigen
geneigten Cassetten resp. Visirscheiben vor sich hat. Diese Einrichtung
wurde meistens von Zeichnern und Malern benutzt. Um dieselbe Zeit