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waren aber auch schon Camera obscura (zu dem Zweck, dieselben trag-
bar zu machen) mit Planspiegeln verbunden und mit Diaphragmen in
Front der Linse in einiger Distance, zum Zweck die schiefen Kegel
zu verbessern, in Gebrauch. Man findet alle diese Arten in „A Treatise
of Optics“ etc. by Joseph Harris abgebildet und beschrieben. Selten
werden derartige Cameras erwähnt, welche statt des Objectivs einen
Hohlspiegel besitzen. VUebrigens hat sich Harris damals schon ziem-
lich eingehend mit den Cardinalpunkten, dem optischen Centrum,
den Anomalien schiefer Kegel, der Bildwölbung etc. beschäftigt. In
diesem Zustand blieb die Sache, bis sich Ende der zwanziger Jahre
dieses Jahrhunderts Sir J. B. Airy, Henry Coddington, Brewster und
andere damit beschäftigten. Airy, der sich besonders verdient um die
mathematische Behandlung des Astigmatismus und der Distortion ge-
macht hat, fand, dass eine Meniscenform für ganz bestimmte Radien-
verhältnisse mit einem Diaphragma in Front (in bestimmter Entfernung)
das gleichförmigste Bild erzeugt und zur Compensirung der Bildwölbung
machte er die Visirscheibe resp. den Schirm gewölbt. Doch scheint
es nicht, als ob er Achromate für die Camera obscura versucht
hat. Es scheint vielmehr, als ob Daguerre der erste gewesen ist, der
Achromate (1838) zur Erzeugung des Bildes in der Camera verwendet
hat. Er hat die Achromate (zu welchen er die Objecte von gewöhn-
lichen Operngläsern verwendete) in derselben Weise mit Blende in
Front wie die einfachen Meniscen benutzt. Solche Achromate sind
viel günstiger, wie wohl allgemein geglaubt wird. Die Farbencorrection
derselben ist beinahe richtig für actinische Strahlen, weil diese Objective
solche Correction zum Zweck der Compensation der negativen Oculare
haben müssen. Ausserdem ist die Form derselben eine solche, dass
ein aplanatischer Punkt für die schiefen Strahlenbündel nicht weit vor
der Linse, also an der richtigen Stelle, liegt. Der grösste Defect der-
selben lag jedoch darin, dass dieselben nicht lichtstark genug für das
damalige Verfahren waren. Im Jahre 1839 wurde Prof. Petzval vom
Prof. von Ettingshausen auf diese Form der Daguerreschen Camera
obseura aufmerksam gemacht und aufgefordert, sich mit der Sache
näher zu beschäftigen. Im Verlauf des Winters 1840 führte er die
nöthigen analytischen Untersuchungen aus (er scheint Airy’s Arbeit
nicht gekannt zu haben) und im Sommer 1840 wurde das erste
Objectiv, das Petzval berechnete, vom Optiker Voigtländer ausgeführt.
Fast gleichzeitig auch das später unter dem Namen des Orthoskop
bekannt gewordene Objectiv. Indess kam damals nur das erste unter
dem Namen des Petzvalschen Portraitobjectivs in den Handel und hat
wegen seiner Vorzüglichkeit seine Stellung bis heute behauptet. Dieses
Portraitobjectiv besteht aus zwei Doppelachromaten mit positiver Brenn-
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