Chromatische, oder Farbenabweichung. (1
achromatisirtes Bild erhält, mit welchem natürlich eine bedeutende
Focusdifferenz verbunden ist, und nimmt man dennoch das beste
actinische Bild auf (mit Hülfe eines Focimeters), so ist dasselbe
schlechter definirt, wie das optische Bild. Verändert man nun
allmählich die Farbencorrection (indem man dieselbe mehr unter-
corrigirt werden lässt), so rücken die beiden Bilder (das optische
und das actinische Bild einander näher); während dieses Näherrückens
nimmt die Definition des optischen Bildes an Qualität ab, die des
actinischen Bildes aber zu! Wird die Distance beider Bilder = 0,
also verschwindet die Focusdifferenz, so hat das actinische Bild seine
höchste Definition erreicht, und nimmt dieselbe wieder ab, wenn
beide Bilder sich trennen, d. h. dass der vorher längere Focus des
actinischen Bildes jetzt der kürzere Focus, gegenüber dem Focus des
optischen Bildes, geworden ist. Würde obige Voraussetzung der Theo-
retiker richtig gewesen sein, dass die beste Achromasie des acti-
nischen Bildes einer andern Correction als der Coinecidenz des optischen
und actinischen Bildes entspräche, so würde das actinische Bild das
Maximum seiner Qualität erhalten haben, während zugleich eine be-
stimmte, vielleicht beträchtliche Focusdifferenz -+ damit verbunden
ist. Es ist sogar auffallend, dass selbst eine kleine Focusdifferenz das
actinische Bild gar nicht unerheblich verschlechtert! Es scheint mir
ausserdem noch ein anderer Umstand (der bisher bei derartigen Ver-
suchen übersehen worden ist?) mitzuwirken. Ich meine die un gleiche
Grösse der verschiedenfarbigen Bilder, die bei gut construirtem System
gleichfalls ein Minimum wird, wenn die Focusdifferenz verschwindet!
In anderer Richtung waren diese Experimente gleichfalls sehr lehrreich.
Betrachtet man nämlich ein Negativ unter dem Mikroskop, so stark
vergrössert, dass man das Korn des Bildes deutlich wahrnimmt,
So sieht man, dass scharfe Contouren im Bilde auf dem Negativ un-
scharf dadurch sind, dass das Korn, statt plötzlich abzufallen (wo
Hell an Dunkel setzt), ganz allmählich abnimmt. Man könnte nun
wohl auf die Idee kommen, dass die chemischen Molecularkräfte dieses
verursachen! Dem ist jedoch nicht so. Wer jemals die photo-
graphirten Mikrometer (meines früheren Schülers) Herrn J. D. Möller,
Wedel, gesehen hat, wird sich überzeugen, dass es möglich ist, solche
reine Contouren zu erhalten, dass dieselben eine 300fache Linearver-
grösserung vertragen! ‚Die Linsensysteme, mit welchen diese Photo-
graphien erzeugt werden, habe ich derzeit für Herrn Möller sorgfältig
berechnet, und zeigte es sich auch dabei, dass eine ganz vollkommene
Fortschaffung der Focusdifferenz (das Letzte auf indirectem Wege)
unerlässlich war! Noch ein Factor ist in dieser Richtung sehr
wichtig! Es ist die Länge oder Zeitdauer der Expositionszeit. Bei