III. Kapitel.
Sphärische Aberration und Anomalien schiefer Kegel,
Eingangs habe ich schon erwähnt, dass man mit Unrecht den
praktischen Optikern den Vorwurf macht, dass die Ursache, dass man
von der sphärischen Aberration belästigt wird, in dem Unvermögen
der Optiker liege, andere Gestalten als Kugelsegmente mit genügender
Accuratesse herstellen zu können! Gesetzt, mau hätte z. B. eine
Linsenoberfläche elliptisch geformt mit der dem Brechungsindex des
Materials entsprechenden Excentricität, damit parallel zur Axe ein-
fallende Strahlen sich genau in einem Punkt vereinigen, so würde doch
bei der kleinsten Abweichung von dieser Bedingung schon dadurch,
dass man einen ausgedehnten Gegenstand betrachtet, eine Abweichung
ähnlich, aber schlimmer wie die sphärische hervorgebracht werden.
Man kann diesem Uebel nur dadurch mit Erfolg begegnen, dass man
eine Anzahl Elemente, z. B. Kugelsegmente verschiedener Radien,
Linsen aus verschiedenem Material, Scheitelabstände dieser Flächen,
entweder als Linsendicken oder auch als Luftzwischenräume auftretend,
als Compensatoren dieser Fehler wirken lässt. Je mehr solcher (ge-
eigneter) Elemente vorhanden sind, um so mehr Bedingungen kann
auch das daraus hergestellte Linsensystem erfüllen! Die Kunst des
rechnenden oder auch tatonnirenden Optikers besteht nun wesentlich
darin, recht viele Bedingungen mit recht wenig Elementen zu erfüllen,
und wo dies Missverhältniss so gross wird, dass nicht geeignete
Elemente genug für die zu erfüllenden Bedingungen vorhanden sind,
die unvermeidlichen Fehlerreste so zu vertheilen, dass deren schäd-
licher Effect für einen vorliegenden Zweck ein möglichst geringer
wird! Es wäre indess ein schwerer Irrthum, wenn Jemand glauben
würde, man könnte mit Gewalt (vielleicht durch Anwendung eines
ganz eminenten Mathematikers) derartige Bedingungen doch erfüllen,
so wird man alsbald die Erfahrung machen, dass solche Bedingungen