Geschic<te
Raphael Sanzio oder Sanctio, !
aus Urbino. Z
geb. 1483. gest. : 1520, ß
- In den ersken Anfangsgründen der Kunst unter- jet
richteie ihn sein oben erwähnter Vater, Johann Santi. nt
Aber schon in sehr früher Jugend wurde er in die zahl- 6
reiche Miahlerschule des Pietro Perngino geschickt, des? )
sen glücflichsier und Freyester Nachfolger er ward, in- |
dem er dvald sowohl seinen Lehrer als alle seine Mit-
Schüler durch höhere Geisteskraft verdunfkelte.
Wie an die Bildung eines großen Mannes immer
von vielen Seiten Ansprüche gemacht werden , so be-
hauptet man auch , Raphael sey der Kunst wegen meh- |
rere Mahle nach Florenz gereist. Allein bis jekt hat i
man weder die verschiedenen Reisen selbst hinlänglich in
ausmachen , noch auch die Zeit , in welcher Sie unter- |
nommen, genau bestimmen können. Man stükte sich da- [
bey auf ein Empfehlungsschreiben , das ihm die Herzo-
gin ' von Urbino an den dortigen Gonfaloniere Pie-
tro Soderini mitgegeben , das aber eine falsche Jahrs-
zahl zu führen scheint. Es ist sehr zu verwundern,
daß von Allen, die sich mit dem Leben Naphaels be-
schäftigt, noch keiner auf diese Bemerkung gefallen ist.
Das Original dieses Briefs soll sich in Florenz im Hause |
Gaddi befinden, und ist vom Isten October 1594 da- |
tirt. Sein Inhalt möchte wohl auf einen Knaben von j
zehn bis zwölf Jahren passen, aber keinesweges auf "
Raphael, der um diese Zeit schon ein und zwanzig Jah- |
re alt war, einegroße Anzahl Gemählde verfertigt hatte, '
und nur drey Fahre darauf von Pabst „Julius dem
zweyten nac< Rom berufen wurde. '
Wenn
' Joanna Feltria de Ruvere, Ducisla Sorae et Urbis Prac-
fefa.
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