Ix; Geschichte
Schicksal ihm ein längeres Leben gegönnt, so hätte er Aut
sich ohne Zweisel der hellen Tücher entwöhnt, die er new
auf den Borgrund seiner Gemählde zu dringen pflegt 3 Vi
er hätte gelernt, den Mitreltinten ein mannigfalrigeres em
Spiel zu geben; und endlich würde ihm Zeit und Ers inn
fahrung auch die Weränderung einiger Farben gezeigt qu
haben, die er allzusreygebig gebrauchte, und die ark we
nachdunfelten, ja in der Folge in ein wahres Schwarz te
ausarteten. | üb
- In Ansehung der Erfindung und der Komposizion he
seiner Gegenstände ist es nicht genug, ihn vortrefflich
zu nennen: hier ist er in der That einzig und. eigner
Schöpfer seiner Größe. Was er darin geleistet, konn- a
te er even so wenig von den alten Basreliefs, als von ö
den Werken seiner neueren Borgänger lernen. Allein it
das , worin bis jekt niemaud den Raphael übertroffen 1
hat, ihm gleich oder auch nur nahe gekommen, ist der W
Ausdruck. Der seinige ist ganz Natur , ohne Verdre-
hungen; ohne Zwang , ohne Ziererey und ohne anato-
mischen Prunf. Man solite. denken , er habe eine Re-
gel, welche Cicero 8 dem Redner giebt / vor Augen ge-
babt. “Alle diese Gemüthsbewegungen , sagt der Rö-
„itische Lehrer ver Beredsamkeit, müssen von Gebähr-
„den begleitet werden , nicht von theatralischen, welche
„die Wocte gleichsam mahlen, sondern von solchen, ;
„Wodurch der Sinn und Nachdruck der Rede nur im '
»» Ganzen angedeutet wird, mit männlichen Stellungen,
„dergleichen sich der Körper bey kriegerischen oder gym-
„astischen Uebungen angewöhnt, nicht wie man sie
»„äuf der Schaubühne zu sehen pflegt. In der That
zwischen den Gemählden Raphaels und andrer Meister,
auch der berühmtesten , bemerkt man in Ansehung des
Aus?
3. de Oratore Lib, [1], 59,
cs