152 Geschichte
Schrift über die zeichnenden Künste, die Lehren vom (at!
Style, von Manier u. s. w. ausführlich zu entwickeln z al;
indessen muß sich doch auch ein Geschichtschreiber dieser. de
Künste mit seinen Lesern über die Bedeutung von Wör- dr!
tern verständigen, die er oft zu brauchen genöthigt ist, «
und mit denen man nur zu häufig eine verworrene Bor: i'
stellung verknüpft. |
Eine völlige Freyheit von aller Manier, das heißt, (
eine Darstellung , die bloß durch die allgemeine Natur !
der Gegenstände bestimmt wird , ohne daß sich der indi- 6
viduelle Geist und Charakter des Künstlecs hineinmischt, |
läßt sich auch bey dem größten Kunstgenie beynahe !
nicht denken. Selöst derjenige Mahler, der seine Ww
Kunst nach der einzig richtigen Methode und in ihrer s
größten Ausdehnung studirt, der sich durch die Anti-
ken, durch die besten vorhandnen Werke neuerer Meister
und hauptsächlich durch Beobachtung der Natur gebil-
det hat, wird sich doch mit dem Fortgange der Jahre
eine gewiße festgeseßte Weise, eine Manier aneignen.
In diesem Sinne kann man selbst einem Raphael, Cor-
reggio , Michelangelo u. s|; w. Manier zuschreiben.
Weil sie aber schöpferische Geister waren, so war auch
ihre eigenthümlichhe Weise, ihre Manier, eine selbst
geschaffne. Cin Schüler , der gleich von dem Vorsake
ausgeht „ sich ausschließend nach Einem Meister zu bil:
den, und sein Studium darauf beschränkt, wird die
Manier desselben annehmen, ohne seinen Geist und Ge-
halt erreichen zu können. Was dort wahrer und zum
Theil unvorsäßlicher Ausdruck der innern angebohrnen
Sigenthümlichkeit war, wird bey ihm Sache der Nach-
ahmung und der willführlichen. Angewöhnung seyn.
Von einem solchen Künstler wird man daher schon in
einem verstärkten Sinne des Wortes sagen. können, er
habe Manier an sich, er sey manierirt. Jeder Schü-
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