Full text: Die Geschichte der Römischen und Florentinischen Schule enthaltend (2. Abtheilung, I, 1. Band)

T80 Geschichte 
Roms sieht, rühmliche Erwähnung." Indessen ' wat | 
Sacchi doch nicht so thätig , als er hätte seyn können , ij 
und seine Trägheit zog ihm den Zorn , nicht nur seines . 
Gönners , des Cardinals Antonio Barberini, sondern R 
auch Pabst Alexanders des siebenten zu. i 
Die Ehrerbietung dieses Künstlers vor allem , was S 
das Gepräge von Naphaels Geist an sich trug, war N 
so? groß , daß er , wennihm zuweilen einer oder der an? 
dre seiner Schüler Zeichnungen brachte, die sie nach 
Originalen desselben verfertigt hatten, bey einer auf- 
merksamen, Betrachtung ganz in Feuer gerieth, und, | 
wie außer sich , mit Begeisterung ausrief: “Vergebens 7 
„will man mich überreden , Raphael sey ein Mensch 
„gewesen = er war ein Engel!" Als ihm einige seiner VC 
Freunde wegen seiner Langsamkeit im Arbeiten Vorwür- 1! 
fe machten , so antwortete er , Raphael und Hannibal 2 
(Carracci) machten ihn schüchtern, und schlügen seinen 
Muth nieder 3; zugleich beklagte er sich über die ungün- 
stige Lage eines Künstlers in seinem Zeitalter, wo er 
niemanden finde, mit dem er sich über die Schwierigkei- 
ten der Mahlerey besprechen könne, weil entweder niemand 
sie kennte, oder wer siekennte , sie nicht eingestehen wollte. 
Was den Styl des Sacchi betrifft, so war seine 
Zeichnung richtig und groß; aber Reichthum in der 
Zusamimenseßung war nicht seine hervorstechende Eigen? 
schaft 3 so daß seine Darstellungen eher durch Mangel 
als durch Ueberfluß sich von der höchsten Vollkfommen- 
pe entfernen. Er ließ häufig leere Räume in seinen 
ildern, wo eine wohl angebrachte Figur die Schön- 
heit des. Werkes erhöht haben würde. Er drappirte 
init unnachaßmlicher Kunst nnd Wahl. Er war ein 
unermüdeter Beobachter der Natur , dabey studirte er 
die Werke der großen Meister , ohne sie zu kopiren, oh- 
ne sich auf eine knechtische Weise an ihre Nachahmung 
fesseln
	        
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