Einleitung.
Um den Verfall der Skulptur und Architektur im e!
Zeitalter Constantins zu beweisen, fährt Winkelmann * 0
den angeblichen Tempel des Bacchus, nahe bey der s
Kirche der heil. Agnes. außerhalb Rom, an. Er be- t
hauptet , es ergebe sich aus der Untersuchung der Oer-
ter , daß dieß eine alte Kirche sey , welche Constantin
auf Bitten feiner Tochter Constantia habe bauen lassen,
und ist gegen Ciampini' der Meynung, dieses Werk
schreibe sich aus Zeiten her, -wo man schon alte Denk-
mähler einriß , um neue daraus zusammenzuseßen. Die
Ungleichheit der Capitäler und der Säulen , und an?
dre dergleichen Umstände beweisen wirklich, daß das
Gebäude aus solchen Fragmenten gemacht ist. Dennoch
kann ich mich nicht überreden , daß Constantin heid?
nische Tempel, . vorzüglich in Rom, zerstört haben
sollte, um Kirchen daraus zu machen. In jenen ersten
Zeiten der Anerkennung des Christenthums wurden nicht
einmahl die nicht religissen Gebäude der Heiden , Ba-
siliken , Thermen u. s. w. zu diesem Endzwecke umge-
schaffen : ein zuverläßiger Beweis , daß sich Constan-
tin durch eine solche Schonung die Liebe der Römer zu
erhalten , oder um richtiger zu reden , zu erwerben ge?
sucht habe. Ungeachtet er sich selbst für das Christen-
thum erklärte, ließ er ihnen ihren Nationalgottesdienst
und ihre Tempel 3; ja wenn man sich auf eine Inschrist *
verlassen darf, die jeßt nicht mehr vorhanden ist, so
ließ er sogar den Portico am Tempel der Concordia
wiederherstellen. Ueberhaupt findet sich bey genauer
Untersuchung nur eine sehr kleine Anzahl von Kirchen,
wovon man mit Gewißheit darthun kann, daß sie ehe-
„dem
k. T. IL p. 409 u. f.
1. Vet. .Monum. T.1. p/133«.
m. Marzien. Vopograph. Roman, L.11, c, IO, P« 28»
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