Full text: Die Geschichte der Römischen und Florentinischen Schule enthaltend (2. Abtheilung, I, 1. Band)

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reißen sehen müssen , und sie schien in der Person des? 1) 
selben ihren höchsten Gipfel erreicht zu haben. Nas ey 
pdael im Ausdrucke zu übertreffen, ist beynah unmögs? » 
lich. „Dasselbe gilt von der Vollkommenheit seiner 116 
richtigen , reinen und edlen Zeichnung. Sollte er ihn ha 
im Kolorit zu übertreffen suchen ? Michelangelo war ne 
ein viel zu einsichtsvoller Künstler , um nicht diese Un- preset 
möglichkeit an sich wahrzunehmen. Was blieb ihm 
also übrig ? Die Kraft in den Umrissen, die Kühn- 
heit in den Bewegungen, und das Schrecflice. Er 
erwählte daher das, wohin ihn schon die Natur des 
Gegenstandes , noch weit mehr aber sein eigner Cha? 
rakter leitete. Won jeher war bey ihm der Tiessinn 
eines männlichen und durchaus unabhängigen Geistes 
mit einer stolzen Zuversicht auf sich selbst , welche sich 
auf das Bewußtseyn eigner Stärke gründete, mit ver? 
schlossenem Ernste der Gemüthsart , mit einem großen 
Hange zur Einsamkeit, und mit finstern Launen ge- 
paart gewesen, die manchmal in 'den wunderlichsten 
Sctarrsinn augarteten *. Unter den zur Mahlerey ge- 
höri- 
m. Es ist der Mühe werth, hier ein paar Anekdoten aus 
vielen anzuführen , die uns den Mann besser kennen lehs 
ren, als allgemeine Beschreibungen thun könnten. Als 
er beschäftigt war die Kapelle zu mahlen, fiel er von dem 
Gerüste von einer großen Höhe herunter und nahm Scha? 
den am Bein. Er ergrimmte hierüber so sehr, daß ex 
niemand zu sich lassen wollte , um ihn zu heilen. Ein 
Florentinischer Arzt Baccio Rontini, der den M. A. 
liebte, ging hin um ihn zu besuchen, allein niemand 
wollte ihn in das Haus lassen. Meister Baccio, der 
ebenfalls ein eigensinniger Kopf war, seßte es darauf hins 
einzukommen, und es gelang ihm endlich einen andern 
Eingang zu sinden. So drang er denn in das Zimmer, 
wo der Patient saß oder lag, und fand ihn noch in eis 
ner so verzweifelten Leidenschaft, daß er nun dufmaus 
nich
	        
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